Go West: US-Dollar lockt zu Aktien

Wir gehen davon aus, dass es nur noch zwölf Monate dauern wird, bis die Arbeitslosenquote auf diese Schwelle von 6,5 Prozent gesunken ist. Der Rückkehr zu einer strafferen Geldpolitik und positiven realen Zinsen in den USA – während andere große Zentralbanken wie die Bank of Japan, aber auch die EZB an der Politik des billigen Geldes festhalten – dürfte zu einer weiteren Stabilisierung, wenn nicht gar langfristigen Aufwertung des Dollar führen.

US-Dollar korreliert mit Aktien

Was aber bedeutet das für Finanzanlagen? Zwischen den globalen Aktienmärkten und dem Dollar gibt es eine bemerkenswerte Wechselbeziehung – und diese ist meines Erachtens nicht zufällig. Als der US-Dollar in den 1990er-Jahren des letzten Jahrhunderts zum Höhenflug ansetzte, zogen auch die Aktienkurse an.

Und als er im darauf folgenden Jahrzehnt auf Talfahrt ging, wurde dies von nachhaltigen Kursverlusten an den Aktienmärkten begleitet. Im Umkehrschluss heißt das, dass die Aufwertung des US-Dollar während der vergangenen Monate den Boden für einen nachhaltigen Kursanstieg an den Aktienmärkten bereiten könnte.

Die jüngste Rallye an den Aktienmärkten, so viel ist klar, ist genau auf diesen Effekt zurückzuführen, denn die Gewinnsituation der Unternehmen dürfte wohl kaum das jüngste Kursfeuerwerk ausgelöst haben.

Industrieländer starten durch

Und schlussendlich dürfte die Dollar-Stärke auch Auswirkungen auf die Wertentwicklung von Aktien in den Industrieländern verglichen mit den Schwellenländern haben. Auch hier gibt es eine durchaus starke Wechselbeziehung: Während der Dollar-Stärke Ende der 1990er-Jahre hinkten die Aktienmärkte der Schwellenländer jener in den Industrieländern hinterher.

Als dann die US-Währung ab 2002 deutlich an Wert verlor, zogen umgekehrt die Aktienbewertungen in Schwellenländern jenen der Industrieländer davon. Sollte der Dollar weiter steigen, werden die Schwellenländer aus meiner Sicht aber heute nicht so stark unter Druck geraten wie Ende der 1990er-Jahre.

Damals bestand noch eine wesentlich größere Abhängigkeit der Schwellenländer von den auf Dollar lautenden „Brady-Bonds“, die ihre Hauptfinanzierungsquelle waren. Ihre Schulden lauteten vornehmlich auf Dollar. Daher waren sie einer Aufwertung des Greenbacks schutzlos ausgeliefert.

Heute sind die Haushalte und Finanzierungsquellen der Schwellenländer wesentlich robuster und breiter angelegt. Anleihen in lokaler Währung stellen mittlerweile das Volumen der US-Dollar-Anleihen in den aufstrebenden Ländern weit in den Schatten. Einer Aufwertung der US-Währung können die Emerging Markets deshalb heute viel besser die Stirn bieten als noch vor Jahren.

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass ein festerer US-Dollar die Basis für einen nachhaltigen Kursanstieg an den Aktienmärkten ist und dass der zehnjährige Bärenmarkt sein Ende erreicht zu haben scheint. Dies fällt zusammen mit dem Ende des Rohstoff -Superzyklus, was der Weltwirtschaft kräftigen Auftrieb geben wird – allen voran den Industrieländern.

Autor Dominic Rossi ist Global Chief Investment Officer Aktien bei der Fondsgesellschaft Fidelity Worldwide Investment.

Foto: Fidelity

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