Venezuela: Investoren müssen aufpassen

Der Tod des Präsidenten Hugo Chávez und die hohe politische Unsicherheit haben das geschäftliche Risiko in Venezuela erhöht. Zu diesem Schluss kommt der belgische Kreditversicherer Delcredere.

Ob das Vertrauen der Kapitalanleger in das südamerikanische Land wieder hergestellt werden kann, hängt laut Delcredere maßgeblich vom Ergebnis der Präsidentschaftswahlen ab, die innerhalb von 30 Tagen ausgerufen werden müssen.

Auf die Wahl kommt es an

„Wenn Vizepräsident Nicolás Maduro gewinnt, wird er den politischen Kurs Chávez‘ fortsetzen. Sollte der Oppositionskandidat Henrique Capriles als Sieger aus der Wahl hervorgehen, wird er notwendige Reformen wie die Bekämpfung der Staatsverschuldung und mehr Freiheiten für Unternehmen in Angriff nehmen. Da die Nationalversammlung und die meisten staatlichen Institutionen von Chávisten dominiert werden, wird die Umsetzung für seine Partei allerdings extrem schwierig“, erklärt Christoph Witte, Deutschland-Direktor des Kreditversicherers.

Bereits wegen der Abwertung der Landeswährung Bolívar gegenüber dem US-Dollar hat Delcredere das Geschäftsrisiko für Venezuela unlängst mit der höchsten Risikoklasse bewertet. Unternehmen müssen seit Anfang Februar 6,30 statt 4,30 Bolívar für einen US-Dollar zahlen.

„Durch die hohe Abhängigkeit des Landes von Konsumgüterimporten wird die Abwertung aller Voraussicht nach dazu führen, dass die ohnehin schon hohe Inflationsrate weiter steigt. Zudem rechnen wir damit, dass sich die lebensnotwendigen Güter verknappen – auch wenn die Regierung bereits angekündigt hat, ähnlich wie nach der Abwertung im Januar 2010 gegenüber Preiserhöhungen vorgehen zu wollen“, so Witte.

Eine weitere Abwertung der Währung ist laut Delcrederes Deutschland-Direktor nicht ausgeschlossen, da eine hohe Diskrepanz zwischen dem offiziellen und dem inoffiziellen Wechselkurs besteht. Darüber hinaus befinden sich die Währungsreserven auf einem sehr niedrigen Niveau. Zwar erwartet Delcredere, dass sich die Währungsreserven in den kommenden Monaten aufgrund der nachlassenden Importe infolge der Abwertung stabilisieren. Sollte die Währung jedoch ihren Abwärtskurs fortsetzen, will Delcredere auch das kurzfristige politische Risiko, das die Liquidität Venezuelas widerspiegelt, nach unten korrigieren. (mr)

Foto: Shutterstock

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