„Ich erwarte keinen Mega-Crash“

Zunächst hieß es vielfach, das Tapering sei bereits eingepreist. Die beiden bisher vorgenommenen Rücknahmen haben jedoch die Volatilität an den Märkten nochmals verstärkt. Was geschieht an den Märkten, wenn das gesamte Programm in diesem Jahr auf null gefahren werden sollte?

Dass es auf null gefahren wird, ist für mich noch nicht ausgemacht. Die Fed tastet sich in den Konjunkturverlauf hinein und behält die Märkte im Blick. Aber sicher ist: Für Volatilität bleibt gesorgt, mit dieser Erwartung sind wir auch ins neue Jahr gestartet.

Entscheidend ist dabei, dass sich der Konjunkturpfad verstetigt und die Gewinne der Konjunktur (und den Bewertungen) hinterher kommen. Wir sind da recht optimistisch, aber die Börse ist keine Einbahnstraße. Deshalb mein Tipp: Rücksetzer bieten Nachkaufgelegenheiten.

Die Börsen in den USA, Japan und nicht zuletzt Deutschland haben im vergangenen Jahr überdurchschnittlich performt. Welches Potenzial sehen Sie dort für das laufende Jahr?

Aktuell zeigt der japanische Aktienmarkt eine starke Dynamik. Die sich erholende Wirtschaft lässt den Markt weiter interessant erscheinen, trotz der jüngsten Rücksetzer. Auch wird der Markt japanischer Aktien als Einziger aktuell durch Gewinnrevisionen gestützt.

Aber: Ohne Fortschritte bei den Strukturreformen und ohne eine steigende private Binnennachfrage allerdings wird „Abenomics“ wohl kaum dauerhafte positive Auswirkungen zeigen können. Das heißt: Japan ist ein Investitionsthema auf Zeit, noch dazu eines, bei dem die Anleger mit einem schwachen Yen zu kämpfen haben, der die Aktienperformance schmälern kann.

Deshalb gilt: Bleibe in Europa und ernähre Dich redlich. Die Einkaufsmanagerindizes im Euroraum haben sich weiter verbessert. Interessant: Der Index Griechenlands liegt nur noch marginal unter der expansiven Marke von 50.

Die Relation (steigender) Aufträge versus der Lagerbestände sendet ebenfalls ein expansives Konjunktursignal. In den kommenden Monaten ist eine Verbesserung der Gewinnrevisionsdynamik zu erwarten. Eine Verbesserung bei den Frühindikatoren und eine Stabilisierung bei den Konsensschätzungen zum Bruttoinlandsprodukt deuten darauf hin.

Europäische Aktien könnten weiter von internationalen Kapitalzuflüssen profitieren. Sie haben erst einen geringen Teil ihres relativen Performance-Verlustes gegenüber den USA aufgeholt.

Interview: Frank O. Milewski

Foto: Allianz Global Investors

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