Multi Asset: „Gesündester Hype, den wir je hatten“

Nareike: Ich kenne jetzt die Auswertung von Morningstar nicht im Detail, aber vielleicht können wir noch mal einen Schritt vorher einsetzen und die Frage beantworten, was Multi Asset eigentlich ist. Wenn wir es mit Aktien, Renten und Cash gleichsetzen, ist das eher der Balancebereich, den wir von früher kennen. Oder zählen noch andere Anlageklassen wie etwa Immobilien, Private Equity oder Rohstoffe dazu? Hier muss zunächst einmal eine grundlegende Unterscheidung getroffen werden. Natürlich kann ein Fonds erfolgreich sein, der Aktien, Renten, Cash miteinander mixt und das meinetwegen statisch reallokiert. Das ist ja gar keine Frage. Die Frage ist nur, gibt es denn in der Evolution dieser Geschichten vielleicht dann doch noch ein bisschen mehr, was der eine oder andere Fondsmanager mit einsetzen kann? Und ich glaube, dann sind wir tatsächlich in dem neuen Multi-Asset-Bereich. Und die Frage des Markettimings ist, da haben Sie vollkommen recht, ja schon mal vorgegeben mit unterschiedlichen Strategien. Jedes Haus hat da unterschiedliche Kategorien, die vorgegeben werden. Das macht das Segment durchaus komplex, insbesondere für eine etwaige Klassifizierung.

Claus: Wir haben leider auch noch keinen besseren Weg gefunden als die Kategorisierung nach Aktienbandbreiten, obwohl Multi-Asset-Fonds natürlich sehr viel mehr Dimensionen haben. Schließlich kommt das Risiko eines Fonds nicht nur aus dem Aktienteil, sondern kann auch aus anderen Assetklassen wie beispielsweise High-Yield-Anleihen auf der Rentenseite oder Rohstoffen stammen. Das ist ein Problem, mit dem wir uns momentan auseinandersetzen.

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Müller: Die größte Gefahr auch für Multi Asset besteht darin, es als Rundum-sorglos-Paket für alle Marktphasen zu positionieren. Der Dreh- und Angelpunkt ist die Ermittlung des Risikoprofils des Anlegers, und daraus abgeleitet die Wahl der Produktlösung. Für uns ist es wichtig, die Freiheiten zu haben, gewisse Assetklassen zu nutzen, aber nicht die Pflicht.

Lehmann: Das Thema Klarheit und Wahrheit ist in der Tat sehr wichtig, da kann ich Ihnen nur zustimmen. Das größte Enttäuschungspotenzial von Multi-Asset-Fonds ist ganz einfach erklärt. Anleger erwarten, dass es wieder jährlich positive Kalenderrenditen gibt. Es wird aber auch mal ein Jahr geben, wo Multi Asset, und das gab es auch schon, einfach negativ abschließen wird. Sagt man das dem Kunden nicht im Vorfeld, ist die Enttäuschung groß. Und ich gehe noch einen Schritt weiter, das sage ich auch immer wieder, zu jedem Multi-Asset-Fonds, egal ob er Aktien, Renten, Cash oder ob er „Hedgefonds light“ macht, ich drücke jedem die Daumen, dass er die Kundenerwartungen erfüllt. Denn wenn Multi Asset nicht funktioniert und der Kunde dort auch wieder enttäuscht wird, dann bekommen wir ihn in meinem Berufsleben nicht mehr zurück in Fonds.

Nareike: Deshalb ist es unser Auftrag, darauf zu achten, dass eben keine faule Erdbeere in diesem Körbchen liegt und alle anderen infiziert. Und da brauchen wir die Agenturen, die da drüberschauen, die sich die Fonds und Konzepte genau ansehen und gegebenenfalls auch eine Warnung aussprechen.

Seite vier: „Viele Anleger werden wieder die Nerven verlieren“

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