Rentenfonds: Das Dossier

Seit Jahren sinken die Zinsen in den großen Industriestaaten. Eine Zinswende könnte zahlreiche Anleger nun auf dem falschen Fuß erwischen, warnen Experten.

Rentenfonds erfreuen sich bei Anlegern großer Beliebtheit.

Angesichts einer steigenden Wahrscheinlichkeit wieder anziehender Zinsen in den USA und Großbritannien raten Jon Mawby und Andy Lides, die Fondsmanager des  GLG Flexible Bond Fonds, zu erhöhter Vorsicht. Die beiden rechnen mit zunehmenden Ausfallraten bei hochverzinslichen Anleihen, wenn die Notenbanken die Zügel in Sachen Geldpolitik wieder anziehen.

Variable Fondsstrategie

“Eine geldpolitische Straffung ist üblicherweise Vorbote eines besseren wirtschaftlichen Umfelds sowie sinkender Ausfallraten und kommt damit vor allem hochverzinslichen Anleihen zu Gute. Dennoch sind wir besorgt, denn die Ausfallraten wurden in den vergangenen Jahren künstlich auf niedrigem Niveau gehalten. Der Beginn der Rückkehr zur geldpolitischen Normalisierung könnte sich deshalb als Katalysator für einen Anstieg der Kreditausfälle erweisen“, erklärt Mawby.

Problematisch sehen die Fondsmanager in einem solchen Szenario auch Schuldentitel aus Schwellenländern. In diesem Jahr hat ihr Fonds deshalb Positionen im Bereich Emerging-Market-Debt reduziert.

Allerdings finden sich auch in diesen Regionen des Anleihenmarkts interessante Anlagemöglichkeiten, gibt etwa Jim Cielinski, Leiter des Bereiches Fixed Income bei Threadneedle Investments, zu bedenken: „Beispielsweise im Hochzinsbereich und bei Lokalwährungsanleihen ausgewählter Schwellenländer wie Mexiko und Kolumbien. Hinzu kommen Futures, mit denen Anleger von steigenden Zinsen profitieren können.“

Investmentchancen vorhanden

Der Anleihenexperte will mit sogenannten Relative-Value-Strategien Bewertungsunterschiede zwischen Marktsegmenten nutzen: „Beispielsweise bevorzugen wir Neuseeland und einzelne Schwellenländer wie Mexiko gegenüber Australien und den USA“, so Cielinski. Und: „Währungen sind eine weitere Ertragsquelle zur Renditeoptimierung. So besitzt etwa der japanische Yen unserer Ansicht nach Aufwertungspotenzial gegenüber dem Britischen Pfund.“

Trotz des anspruchsvollen Marktumfelds hält Threadneedle weiterhin attraktive Renditen am Anleihenmarkt für möglich. Cielinski: „Zwar müssen Anleger sich der Kapitalmarktrisiken bewusst sein. Aber mit der richtigen Strategie dürften 4,5 Prozentpunkte Rendite oberhalb des Geldmarktes vor Kosten auf Sicht rollierender Zwölf-Monats-Zeiträume auch künftig möglich sein.“

Eine Zinswende hält auch Cielinski nicht für ausgeschlossen: „In den USA und Großbritannien sollten Anleger sich am Anleihenmarkt auf spürbar geringere Renditen als in den vergangenen Jahren einstellen. Speziell bei klassischen Staatsanleihen sind die Ertragsaussichten extrem gedämpft.“

Auch bei den Unternehmensanleihen, traditionell eine Quelle höherer Erträge, dürften die Bäume nicht in den Himmel wachsen, so der Experte: „Denn die Risikoaufschläge gegenüber Staatsanleihen sind bereits deutlich zurückgegangen.“

Fidelity: Ausfälle bei Euro-High-Yields bleiben gering

Andrei Gorodilov, Fondsmanager des Fidelity European High Yield Fund, macht sich zumindest um die Fundamentaldaten von europäischen High Yields keine großen Sorgen: „Im kommenden Jahr könnten die Renditen für europäische Hochzinsanleihen attraktiver ausfallen als 2014, allerdings in einem Umfeld stärkerer Volatilität. Nach der jüngsten Korrektur haben sich die Bewertungen verbessert. Die Kupons werden weiterhin eine sichere Einnahmequelle sein, die Ausfälle niedrig bleiben.“

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Gorodilov geht davon aus, dass die EZB an ihrer sehr lockeren Geldpolitik festhalten und sie möglicherweise ausweiten wird. Angesichts des schwachen makroökonomischen Umfelds ist das auch notwendig: „Das führt dazu, dass die Zinsen niedrig bleiben, wodurch die Ausfallrate ebenfalls niedrig bleibt und die Nachfrage nach Anleihen mit attraktiver Verzinsung unterstützt wird.“

Obwohl es unwahrscheinlich sei, erklärt der Fidelity-Experte, dass sich die Anleihequalität ab jetzt wesentlich verbessern werde, sei auch keine drastische Verschlechterung zu erwarten: „Die schwierige makroökonomische Situation fordert von Unternehmen eine defensive Vorgehensweise.“ Spannungen wie in der Ukraine belasten aber aus Sicht von Gorodilov den Markt und macht es für Investoren umso wichtiger, Fixed-Income-Anlagen von professionellen Fondsmanagern streuen zu lassen: „Um 2015 eine über dem Kupon liegende Rendite zu erzielen, ist einmal mehr die Titelauswahl und die Pflege eines diversifizierten Portfolios entscheidend.“

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(mr)

Foto: Shutterstock

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