„Weltweiter Wachstumsschub“

Daniel Zindstein ist verantwortlich für das Portfoliomanagement von vier Dachfonds des unabhängigen Finanzdienstleisters Gecam AG. Er ordnet die Geschehnisse der Kapitalmärkte des vergangenen Jahres ein und gibt einen Ausblick für das just begonnene Anlagejahr.

Daniel Zindstein, Gecam AG

Im Börsenrückblick auf das Jahr 2013 scheint alles rosig gewesen zu sein. Stiegen doch die Leitindizes in Europa und USA auf Eurobasis um knapp 20 Prozent an. Doch waren die Finanzmärkte auch im fünften Jahr nach der Finanzkrise durch nicht unerhebliche Turbulenzen im makroökonomischen Umfeld geprägt. Es kam zwar zu keiner erneuten Zuspitzung der Schuldenkrise in Europa, jedoch hinterließen vor allem die launische Kommunikation der US-Zentralbank bezüglich des Zurückfahrens ihres Anleihenaufkaufprogramms, das historische Experiment der japanischen Geldpolitik, der Haushaltsstreit in den USA sowie die schwelende Unsicherheit hinsichtlich der europäischen Geld- und Kreditausweitung deutliche Spuren im Jahresverlauf und auch in der Kursentwicklung einzelner Anlageklassen.

US-Notenbank schlechter Kommunikator

Vor allem die verwirrende Kommunikationspolitik des FED-Chefs Ben Bernanke im Mai hat zu einem strukturellen Wechsel der Kapitalströme in der Welt geführt. Die seit über einem Jahrzehnt positiven Kapitalflüsse in die Emerging Markets haben sich zum Teil zurück Richtung Amerika und Europa gedreht – „The money comes home“. Massive Kursverluste in diesen Anlageregionen waren die Folge. Insbesondere die Währungsverluste waren Treiber für den Abverkauf von Aktien, Anleihen und auch anderen Anlageformen. Gegenüber dem Euro verloren nahezu alle Währungen dieser Welt an Wert.

Verlierer in 2013

Spitzenreiter im negativen Sinne waren die Devisen aus der Türkei, Brasilien, Indien, Japan und Australien, die zwischen 20 und 30 Prozent gegenüber dem Euro abwerteten. In dieser Folge verlor auch der Aktienindex, der die Schwellenländer abbildet, rund zehn Prozent. Darüber hinaus traf es die „sicheren Anlage-Häfen“ der vergangenen Jahre mitunter hart. Staatsanleihen aus den USA und Deutschland fuhren Verluste ein, aber auch der globale Staatsanleihenindex lag über acht Prozent im Minus. Die bevorzugte Anlageform der Sicherheitsfanantiker – Gold – brach am meisten ein und korrigierte in Euro gerechnet um über 30 Prozent. Ein Schock für viele Anleger, die dies vielleicht mit ihrem Depot-Auszug für das vergangene Jahr überhaupt erst registrieren.

Schwieriges Jahr für international anlegende Vermögensverwalter

In den letzten Jahren, vor allem über die Zeit der Finanzkrise und der Euro-Staatsschulden-Krise, konnten international anlegende, gemischte Portfolios (Aktien, Anleihen etc.) die jeweiligen Verwerfungen gut umschiffen. Durch die Abwertung nahezu sämtlicher Anlageformen in anderen Währungsräumen sowie einem Verlustjahr an den Staatsanleihenmärkten, taten sich im vergangenen Jahr sogar – die in den letzten Jahren zunehmend in Mode gekommenen – Mischfonds schwer, nennenswerte Renditen zu erwirtschaften. Einige Mandate wiesen zum Jahresultimo 2013 sogar negative Wertentwicklungen aus.

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