Baring AM sieht neues Paradigma am Ölmarkt

Duncan Goodwin, Leiter des Global Resources Teams von Baring Asset Management, gibt bei einem unerwartet günstigen Ölpreis einen Einblick in die sich verändernde Dynamik der Branche.

Duncan Goodwin, Baring AM, prognostiziert für den Ölmarkt eine Zeitenwende.

 

Der globale Ölmarkt steht an einem noch nie da gewesenen Wendepunkt. Der jähe Fall des Ölpreises im vergangenen halben Jahr hat für viele Produzenten offenkundig eine goldene Ära beendet. Diese war zwar lediglich von kurzer Dauer, da sie nur wenige Jahre nach dem Absturz des Ölmarktes infolge der globalen Finanzkrise begann, wir sind jedoch davon überzeugt, dass das Verständnis über die Entwicklungen der Industrie in diesem Zeitraum wichtige Erkenntnisse darüber liefert, wie sich der Markt zukünftig entwickeln wird.

Strukturelles Überangebot lässt Preis sinken

Im Gegensatz zum vorherigen Absturz ist die aktuelle Krise nicht das Ergebnis einer schwächeren Nachfrage, sondern eines strukturellen Überangebots, das von der gewaltigen Ausdehnung des amerikanischen Onshore-Bereichs herrührt. Für die Entwicklung der US-Onshore-Industrie, die durch historisch hohe Ölpreise, die Verfügbarkeit von günstigen Krediten und den rasanten technologischen Fortschritt bei der Schieferölförderung beflügelt wurde, waren die letzten Jahre von entscheidender Bedeutung.

Hoher Ölpreis der vergangenen Jahre förderte Explorationen

Durch den hohen Ölpreis, der beinahe drei Jahre lang über 100 US-Dollar je Barrel lag, konnten kostenintensive Investitionsvorhaben realisiert werden, was mit niedrigeren Preisen nicht nachhaltig möglich gewesen wäre. Gleichzeitig zog das Preisniveau mehrere kleine Explorations- und Förderunternehmen in die Branche. Für das Verständnis über die weitere Entwicklung der aktuellen Marktdynamik ist dies ein äußerst wichtiger Punkt.

Niedriger Ölpreis kann das Aus für Projekte bedeuten

Unserer Einschätzung nach wird der Absturz des Ölpreises zu Kürzungen und Verschiebungen von kostenintensiveren Projekten sowie zu Konsolidierungen am oberen Ende der Kostenkurve führen, an dem viele der erwähnten US-Onshore-Unternehmen angesiedelt sind. Darüber hinaus müssen einige größere integrierte Mineralölgesellschaften ihre zahlreichen Projekte außerhalb der USA, die ebenfalls am obersten Ende der Kostenkurve liegen, überdenken.

Opec reduziert Fördermenge nicht

Die während der Sitzung im November 2014 getroffene Entscheidung der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC), die Fördermenge angesichts der sinkenden Preise nicht zu begrenzen, wird diese Neuausrichtung zusätzlich beschleunigen. Unserer Ansicht nach läutet diese aktive Maßnahme der OPEC die Entstehung eines neuen Paradigmas am Ölmarkt ein.

Erhöhte Volatilität und Überangebot erwartet

Infolge der fällig werdenden Ölsicherungsgeschäfte und der Abwicklung von bestehenden Ölbohrverpflichtungen wird sich die neue Struktur durch eine erhöhte Volatilität und ein Überangebot auszeichnen. Die Anzahl an Ölplattformbetreibern im US-Onshore-Sektor dürfte zukünftig schrumpfen und wir gehen daher von einer starken Angebotskorrektur in den nächsten sechs bis zwölf Monaten aus, was in der zweiten Jahreshälfte zu einer Preiserholung führen dürfte. Die Niveaus der Vergangenheit wird der Ölpreis unserer Einschätzung nach allerdings nicht mehr erreichen.

„Ausgewogene Strategie beibehalten“

Sollten sich die Preise dahingehend entwickeln, dass sie eine erneute Kapitalflut in den US-Onshore-Bereich auslösen, ist es eher wahrscheinlich, dass die OPEC aktiv auf die Förderquote einwirken wird. In einem Umfeld, das sich durch einschneidende Veränderungen auszeichnet, ist es unserer Ansicht nach unerlässlich, mit Blick auf Investitionen am globalen Markt für Rohstoffaktien eine ausgewogene Strategie beizubehalten.

„Bandbreite an Sektoren ausschöpfen“

Wir schöpfen die Bandbreite an verfügbaren Sektoren in unserem Anlageuniversum vollständig aus und nehmen die direkten und sekundären Anlagechancen, die sich durch das neue Paradigma des Ölmarktes im gesamten Rohstoffaktiensegment ergeben, interessiert zur Kenntnis.

Foto: Baring Asset Management

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