Chinas Schattenbanken: Riskante Internetkredite auf Allzeithoch

Abseits von Chinas streng reguliertem Bankensektor hat das Geschäft mit Privatkrediten über das Internet einen neuen Rekord erreicht.

Die Zahl der sogenannten Peer-to-Peer-Kredite stieg im April im Jahresvergleich um fast 300 Prozent auf 55 Milliarden Yuan (7,9 Milliarden Euro), wie aus einem am Mittwoch von Staatszeitungen gedruckten Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua hervorgeht.

Staatsbanken dominieren

Chinas Bankensektor ist von Staatsbanken dominiert. Sie sind verlässliche Geldgeber für Chinas mächtige Staatskonzerne, aber vergeben nur wenige Kredite an Mittelständler und Privatpersonen. Daher hat sich ein riesiger Markt von Staatenbanken entwickelt, die außerhalb staatlicher Regularien reiche Investoren mit Kreditnehmern zusammenbringen.

Peer-to-Peer-Kredite gelten als einer der jüngsten und populärsten Trends in der unregulierten Branche. Rund 2000 Plattformen bringen Geldgeber mit Kreditnehmern zusammen. Investoren hoffen auf lukrative Geschäfte. Viele Kreditnehmer wenden sich an die Plattformen nachdem sie von Staatsbanken abgelehnt wurden.

Kontrollen fehlen

Aber in der Branche fehlen funktionierende Kontrollmechanismen. Viele der Plattformen prüfen kaum, wie kreditwürdig ihre Kunden sind. Der Finanzdienstleister Chengdui schätzt, dass im vergangenen Jahr rund zehn Prozent der Kredite nicht ordnungsgemäß zurückgezahlt worden. Aber das Problem ist noch größer: Vergangenes Jahr gingen etwa 250 der Plattformen pleite, schätzt der Finanzdienstleiter ChinaPay.

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Das unkontrollierte Wachstum der Branche ruft Chinas Finanzwächter auf den Plan. Seit Wochen berichten Fachzeitungen, dass die Behörden Regeln für Peer-to-Peer-Kredite vorbereiten. Künftig könnten Plattformen dazu verpflichtet werden, mindestens 30 Millionen Yuan (4,3 Millionen Euro) als Eigenkapital nachzuweisen. Maximal dürften die Plattformen dann das Zehnfache ihres Eigenkapitals als Kredite handeln. Die neuen Vorgaben werden für die zweite Jahreshälfte 2015 erwartet.

Gleichzeitig sollen Chinas Staatsbanken dazu gedrängt werden, mehr Kredite an Mittelständler und Privatpersonen zu geben. Die Reform der Finanzbranche gehört zu den Kernpunkten der Wirtschaftspolitik von Regierungschef Li Keqiang.

Quelle: dpa-AFX

Foto: Shutterstock

 

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