Fidelity: Alte Welt dominiert

Die Fondsgesellschaft Fidelity Worldwide Investment hat von ihren Analysten eine aktuelle Prognose der Wirtschaftsentwicklung eingeholt. Ergebnis: Die Experten sind zuversichtlicher für die entwickelten Märkte als für die aufstrebenden Schwellenländer.

Börsenbulle in New York – Fidelity-Experten blicken optimistisch auf die industrialisierte Wirtschaftswelt.

Ganz weit vorn landete bei der Analystenumfrage Japan, noch vor Europa und den USA. Das Vertrauen in Nippons Geschäftsentwicklung stieg im weltweiten Vergleich am stärksten.

Die Umfrage basiert laut Fidelity auf Gesprächen der Analysten mit Entscheidungsträgern von Unternehmen. Die Investmentexperten von Fidelity besuchen demnach jedes Jahr rund 17.000 Unternehmensmeetings.

Insgesamt geben 30 Prozent der Befragten an, dass die von ihnen untersuchten Firmen aktuell höheres Vertrauen in die Geschäftsentwicklung haben als vor zwölf Monaten. Im Vorjahr waren es 43 Prozent.

Der sogenannte Fidelity Global Sentiment Index fiel leicht von 6,4 Punkten im Jahr 2014 auf aktuell 5,7 Punkte. Der Index setzt sich aus fünf Einzelindizes zusammen: dem Vertrauen in die Geschäftsentwicklung, den geplanten Kapitalinvestitionen eines Unternehmens, der erwarteten Rendite, der Bilanzstärke und der Dividendenpolitik.

Abenomics stimmen japanische Manager positiv

„Die Tatsache, dass Japan als stärkste Region eingeschätzt wird, überrascht. Es scheint, dass die von Premierminister Abe angestoßenen Reformen nun ihre Wirkung entfalten und in der Realwirtschaft angekommen sind“, sagt Henk-Jan Rikkerink, Leiter Aktienresearch bei Fidelity.

Und: „Aber auch in Europa überwiegt der verhaltene Optimismus durch die starken Fundamentaldaten der Unternehmen, niedrigere Ölpreise und den billigeren Euro. In den USA bescheinigen die Analysten den Unternehmen insgesamt eine stabile Lage.“

Weniger Investitionen in China erwartet

Verhaltener fällt dagegen der Ausblick für die Schwellenländer aus: Zwar geben immerhin 32 Prozent der Analysten an, dass das Vertrauen der Manager in die Geschäftsentwicklung in China zugenommen habe, gleichzeitig rechnen 69 Prozent mit rückläufigen Kapitalrenditen. Mehr als jeder zweite Analyst (57 Prozent) geht darüber hinaus von stark oder moderat rückläufigen Kapitalinvestitionen aus.

„Insgesamt überwiegt die Vorsicht für China. Ein Grund dafür ist insbesondere das langsamere Wirtschaftswachstum. Aber auch Kreditrisiken, der sich abkühlende Immobilienmarkt und die Sorge vor einer möglichen Deflation wirken sich negativ aus“, so Rikkerink. Eine systemische Krise sei in diesem Jahr allerdings unwahrscheinlich, da die chinesische Regierung die Kreditnehmer und -geber kontrolliere.

Zudem konzentriere sich ein Großteil der Kreditaktivitäten der führenden Banken noch auf staatliche Unternehmen, meint der Fidelity-Experte. Mehr als 80 Prozent der China-Analysten erwarten außerdem, dass die Dividenden in diesem Jahr stabil bleiben.

Die Regionen Osteuropa, Middle East, Afrika und Lateinamerika sind laut der Fidelity-Erhebung die Schlusslichter im Regionen-Ranking. So geben 59 Prozent der Analysten an, die Zuversicht der von ihnen untersuchten Unternehmen habe sich hier stark oder sehr stark verschlechtert. Die Hälfte der Analysten bescheinigt den Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten geringere Kapitalinvestitionen. Dies dürfte insbesondere auf die Schwächung vieler Energieunternehmen durch den Ölpreissturz zurückzuführen sein, heißt es von den Analysten. Darüber hinaus erhöht der starke Dollar die Finanzierungskosten in der Region.

Healthcare dominiert weiterhin

Healthcare bleibt die mit Abstand bevorzugte Branche. Rikkerink sagt: „Die Analystenumfrage zeigt nicht nur, dass die Differenzierung bei den Regionen zugenommen hat, auch bei den Sektoren werden die Unterschiede zwischen Gewinnern und Verlierern größer. Die innovations- und wissensintensiven Branchen ziehen an anderen Sektoren vorbei.“

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Das spiegelt sich deutlich im Ranking der Sektoren wider: Der Gesundheitssektor liegt klar an der Spitze. 60 Prozent der Healthcare-Analysten stellen eine erhöhte Zuversicht der Unternehmen fest, ebenso viele erwarten steigende Renditen. Jeder zweite Analyst rechnet zudem mit steigenden Dividendenzahlungen. Von abnehmenden Ausschüttungen geht niemand aus.

Dazu Rikkerink: „Die positiven Aussichten für den Healthcare-Sektor lassen sich vor allem auf den wissenschaftlichen Fortschritt in der Medizin und Forschung wie Innovationen im Bereich der Onkologie, Immun- oder Gentherapie zurückführen. Auch das Bevölkerungswachstum in den Emerging Markets und die alternde Gesellschaft in den entwickelten Ländern beflügeln den Healthcare-Boom.“

Energiesektor ganz unten

Ganz anders der Energiesektor, der mit Abstand an letzter Stelle der untersuchten Sektoren rangiert. 85 Prozent der Energie-Analysten stellen ein verringertes Managementvertrauen fest, alle Befragten gehen von einer Kürzung der Kapitalinvestitionen in dieser Branche aus. 92 Prozent erwarten rückläufige Kapitalrenditen. Für Rikkerink wenig erstaunlich: „Diese Bewertung wundert nicht, da der Energiesektor klar unter dem Ölpreisrückgang leidet.“ (mr)

Foto: Shutterstock

 

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