Gecam: Aktienmärkte chancenreich

Wir erwarten bis auf wenige Übertreibungsphasen (aufgrund der hohen Volatilität) keinen weiteren starken Renditeanstieg. Dafür spricht, dass die EZB am kurzen Ende die Zinsen bestimmt und diese bei Null bleiben werden. Am langen Ende wirkt zumindest auf Sicht das Kaufprogramm der Notenbank und stabilisiert die Kurse. Weiterhin bietet der europäische Staatsanleihenmarkt im zweiten Halbjahr (vor allem im Juli) ein hohes Volumen an Fälligkeiten und Kuponzahlungen, die einen beträchtlichen Wiederanlagebedarf generieren und kursstützend wirken.

Aktien nach Korrektur wieder günstig

Die Korrektur an den europäischen Aktienmärkten verlief nahezu mustergültig. Wenn man nur den Kursverlauf betrachtet – ohne Nachrichten zu sehen – dann hat beispielsweise der Dax seinen fulminanten Anstieg seit Oktober 2014 mustergültig bis zur 200-Tage-Linie (rund 10.800) korrigiert und das auch noch in exakt 50 Prozent der Zeit, die er für den Anstieg gebraucht hat. Markttechnisch also symmetrisch und sauber. Auch die fundamentalen Bewertungen haben sich sehr entspannt. So notiert der deutsche Leitindex bei einem KGV von knapp 14 (Euro Stoxx 50 bei rund 15). Historisch betrachtet sind hier Bewertungen von bis zu 20 gar kein Problem, sondern implizieren eher eine positive Sicht auf die Assetklasse Aktien. Phasen in denen der Dax ein KGV zwischen 15 und 20 verzeichnete, zogen im Schnitt über 20 prozentige Kursanstiege in den nächsten zwölf Monaten nach sich. Leider hinkt der EuroStoxx 50 sowohl bei der Bewertung als auch was die Gewinndynamik der einzelnen Unternehmen angeht etwas hinterher. Beim US-Leitindex S&P 500 sind die beiden Parameter noch etwas negativer ausgerichtet.

Konjunkturausblick verbessert sich weiter

Die globale Wirtschaft wird aus heutiger Sicht etwa gleich dynamisch wachsen wie 2014 (rund 3,4 Prozent). Wir sehen jedoch eher Überraschungspotenzial auf der Oberseite, was in erster Linie von den Industrieländern und hierbei insbesondere von den USA ausgeht. Nach einem fast schon traditionell schwachen ersten Quartal wird sich die Wachstumsbeschleunigung, die in Japan und der Eurozone schon eingesetzt hat, auch in Amerika entfalten. Temporäre Eintrübungen durch US-Leitzinserhöhungen oder das Griechenland-Theater in Europa werden den positiven Trend kaum nachhaltig bremsen. Sorgenkinder bleiben die Emerging Markets, wobei hier sehr genau differenziert werden muss. Die meisten Länder sind nämlich Profiteure eines niedrigen Ölpreises (vor allem die Länder in Südostasien). Da unsere Ölpreis-Prognose nach unten gerichtet ist, könnten auch diese Länder in den nächsten Monaten positiv auf der Konjunkturseite überraschen.

In Europa lieferten vor allem der Konsum und die wieder anziehenden Investitionen in der Peripherie den wichtigsten Beitrag zum Wachstum, während der Außenbeitrag (Exporte minus Importe) eher etwas schwächelte. Aufgrund der wieder anziehenden Kreditvergabe und wachsenden Geldmenge sollte die Konjunktur weiter an Fahrt gewinnen und gut ein Prozent wachsen können.

Fazit: Die Korrekturen der teilweise überhitzen Aktienmärkte und vor allem der blasenartig aufgeblähten europäischen Rentenmärkte waren gesund und eine Anpassung an die fundamentalen und zeitlichen Realitäten (zu schneller Anstieg der Aktien). Jetzt bieten sich wieder rechenbare und nachhaltige Investitionsmöglichkeiten. Deutsche Aktien sind hier erste Wahl (wachsende Weltwirtschaft, starker Export, schwache Währung, niedrige Zinsen, etc.) aber auch japanische Titel sind aussichtsreich, für die die gleichen positiven Rahmenbedingungen zutreffen. Europäische Titel werden immer wieder von politischen Verwirrspielen rund um Griechenland und anstehenden Wahlen in Spanien und Portugal tangiert werden, haben aber weiter viel historisches Nachholpotenzial.

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Risiken bestehen in einer schlecht gemanagten Leitzinswende in den USA, einer Reform-Erlahmung in Europa (Syriza sei Dank) und einer erneuten Eskalation in der Ukraine. Nicht eingetretene Risiken sind jedoch immer auch Chancen auf eine bessere Entwicklung als zunächst gedacht. Dies sollte immer auch in Betracht gezogen werden. Langfristig verpasst man – vor allem als Aktienanleger – ohnehin viel mehr Chancen, als Risiken hinzunehmen sind. (mr)

Foto: Gecam

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