„Globalisierung der Risiken“

Steht das Geldanlage-Jahr 2016 im Zeichen der globalisierten Risiken? Tatsache ist: Selten waren die Vielzahl und die geographische Streuung von weltweiten Risikofaktoren komplexer als jetzt. Ein Marktkommentar von Dr. Otmar Lang, Chefvolkswirt der Targobank.

Otmar Lang, Targobank

Die Weltwirtschaft bleibt in 2016 eher schwächlich: Dabei sind die Voraussetzungen für ein ordentliches Wachstum insbesondere in Deutschland gegeben: Zinsen im Negativbereich, ein günstiger Euro-Wechselkurs und gedrückte Rohstoffpreise. Doch was in 2015 nicht geholfen hat, wird in 2016 wahrscheinlich auch nicht helfen. Weltwirtschaftlich belasten die schwachen Konjunkturausblicke für Brasilien, China und Russland.

Risiko China

China stellt von einem exportbasierten Wirtschaftsmodell auf ein konsumbasiertes um. Dazu gehört auch eine – vorübergehende – Verlangsamung des Wachstums in der Volksrepublik. Bei sieben Prozent Wirtschaftswachstum in 2015 – dem geringsten seit einem Vierteljahrhundert mit zweistelligen Zuwachsraten – und einer Aussicht für 2016 von 6,3 Prozent ist klar: China macht den Kuchen vorerst kleiner.

Risiko Geldpolitik

Am 16. Dezember wird die US-Notenbank die US-Leitzinsen mit großer Wahrscheinlichkeit anheben. Das sollte die Finanzmärkte nicht überraschen. Die Frage aber ist: Was passiert danach? Folgen Zinsanhebungen in rascher Frequenz oder ist erst einmal Ruhe angesagt? Wir neigen klar zu letzterer Einschätzung. Die rückläufige Entwicklung bei den US-Unternehmensgewinnen bestätigt uns in unserer Haltung: Denn darauf wird spätestens im Sommer 2016 der US-Arbeitsmarkt mit einer entsprechenden Abschwächung reagieren – und das wäre dann keine günstige Konstellation für eine erneute US-Zinsanhebung.

Risiko Terror

Man kann nachweisen, dass die Durchschlagskraft von unfassbaren Ereignissen auf die Börsen abnimmt. Zum Vergleich: Bei „9/11“ blieben die US-Börsen noch vier Tage außerplanmäßig geschlossen und der DAX verlor über acht Prozent an einem Tag. Der Dow Jones erlitt nach Wiederöffnung seinen bis dahin größten Tagesverlust. Am ersten Börsentag nach den Ereignissen von Paris schloss selbst der CAC40, der französische Aktienindex, mehr oder weniger unverändert zum Börsenvortag. Nach den Anschlägen von Paris haben die Börsen also weniger dramatisch reagiert als von vielen befürchtet. Dennoch werden Terrorgefahren und -anschläge auch 2016 die Kapitalmärkte nachhaltig beeinflussen.

Geopolitische Risiken

Die aktuelle Vielzahl und geographische Streuung der großen geopolitischen Kapitalmarkt-Risiken stimmen uns für 2016 nachdenklich. Ob Ölpreis-Verfall, Ukraine-Krise, die Gefahr eines möglichen Ausstiegs einzelner Länder aus der europäischen Währungsunion oder die Flüchtlingskrise: Diese Gefahrenherde könnten 2016 gleichzeitig eskalieren, ihre globalen Auswirkungen sind somit noch unkalkulierbarer geworden.

Empfehlung für die Anlagestrategie

Diese Gemengelage macht ein Sicherheitspolster auch in risikoreichen Portfolios empfehlenswert. Wir sehen in offenen Immobilienfonds eine Anlagealternative für Renten. Mit diesen lässt sich eine positive Rendite von ca. 2,5 Prozent p.a. erzielen. Auch wenn die Performance-Aussichten für Aktien höchstens mäßig sind, bevorzugen wir sie auch 2016 bei der Asset Allokation. Dabei favorisieren wir global investierende Aktienfonds mit dem Fokus auf möglichst weltweite Unternehmensausrichtung sowie eine hohe Dividendenausschüttung.

Foto: Targobank

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