Hohe Erwartungen an künftigen Chef der Deutschen Bank

Etliche weitere Verfahren laufen. Ein Großteil der Altlasten hat seine Wurzeln im Investmentbanking, dessen oberster Chef Jain lange war. Jain wird sich nun zum 30. Juni 2015 zurückziehen. „Die Ablösung ist nur konsequent, weil insbesondere das Vertrauen der institutionellen Investoren nicht mehr da ist“, sagte Nieding. Allerdings meinte der Anwalt auch: „Der Aufsichtsrat hätte früher handeln müssen.“ Der Vertrauensverlust bei Großaktionären sei auch für das Kontrollgremium schon seit Monaten erkennbar gewesen.

Strategie könnte nachjustiert werden

Dass die erst Ende April beschlossene Strategie bis zum Jahr 2020 tatsächlich 1:1 umgesetzt wird, glaubt Deutsche-Bank-Kenner Nieding nicht: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der ein wirklich starker Mann an der Spitze der Deutschen Bank sein will, nicht eigene Akzente setzt und diese Strategie nicht noch einmal nachjustiert.“ Nach monatelangem Ringen hatten sich Vorstand und Aufsichtsrat Ende April auf einen Schrumpfkurs verständigt: Die Tochter Postbank wird abgestoßen, zudem will die Deutsche Bank bis zu 200 eigene Filialen schließen. Einschnitte gibt es auch im Kapitalmarkt-Geschäft.

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Politik sieht Wechsel als Chance

Cryan, ehemals Finanzvorstand der Schweizer Großbank UBS  (2008-2011), ist seit 2013 Aufsichtsratsmitglied der Deutschen Bank. Er ist dort Vorsitzender des Prüfungsausschusses, der sich etwa mit Rechtsfällen befasst, und Mitglied im Risikoausschuss. Mit seinem Amtsantritt als Co-Vorstandschef wird Cryan sein Mandat im Aufsichtsrat niederlegen. In der Bundespolitik wird der Führungswechsel als Chance für einen Neuanfang gewertet. Jetzt müsse die Deutsche Bank Glaubwürdigkeit zurückgewinnen und wieder in die Erfolgsspur kommen, sagte der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Carsten Schneider, der Deutschen Presse-Agentur.

„Neuer Vorstand muss jetzt aufräumen“

Der finanzpolitische Sprecher der Grünen, Gerhard Schick, mahnte: „Der neue Vorstand muss jetzt aufräumen, vor allem im Investmentbanking, wo das teilweise kriminelle Verhalten strukturell bedingt war.“ Dagegen warnte die Linkspartei, mit dem Stühlerücken an der Konzernspitze sei es nicht getan: „Der Nachfolger wird kaum anders agieren als die alten Chefs“, meinte Fraktionsvize Dietmar Bartsch. Die Deutsche Bank und die gesamte Finanzwelt hätten aus der Krise nichts gelernt.

Quelle: dpa-AFX

Foto: Deutsche Bank / Picture Alliance

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