Starker US-Dollar: Konsens als Gefahr

Während die SNB nicht mehr gewillt war, dem Euro-Abwärtsdruck standzuhalten, ist die große Frage, wie die anderen Zentralbanken auf die europäische Geldpolitik reagieren werden.

Gastkommentar: Ursina Kubli, Bank J. Safra Sarasin

 

Ursina Kubli, Bank J. Safra Sarasin

Wird das US-Fed an den geplanten Zinserhöhungen festhalten, obwohl der Dollar aufgrund der erwarteten geldpolitischen Divergenzen bereits kräftig gestiegen ist? Der Entscheid des Fed wird datenabhängig sein. Derzeit schätzen wir, dass der positive Effekt der tieferen Öl- und Rohstoffpreise den negativen Effekt einer stärkeren Währung kompensiert.

2015 steigen die US-Zinsen

Damit dürfte das Fed die Zinsen im Juni 2015 erstmals erhöhen und die geldpolitischen Divergenz zu Euroland erhöhen. Wir erachten die relative Geldpolitik zwischen den USA und Euroland als den wichtigsten Treiber des EUR-USD-Wechselkurses. Dementsprechend halten wir an einer positiven Einschätzung des Dollars fest. Der Dollar wird gegenüber dem Euro und Franken steigen.

Unsere Erwartung eines starken Dollars und schwachen Euro entspricht jedoch dem Konsens. Die Finanzmarktakteure sind entsprechend positioniert und haben hohe Dollar-Long und Euro-Short-Positionen aufgebaut. Die hohe Einigkeit ist die grösste Gefahr dieser Währungsprognosen.

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Öffnet sich die geldpolitische Schere zwischen Euroland und den USA doch nicht so stark wie erwartet, könnte es zu Enttäuschungen kommen. Dieses Risiko hat sich in den vergangenen Wochen etwas erhöht, da die Löhne in den USA nicht gestiegen sind und könnte dazu führen, dass das US-Fed die Zinserhöhung weiter hinausschiebt.

Ölpreis hilft Europas Wirtschaft

Gleichzeitig könnte Euroland aufgrund der hohen Netto-Energieimporten überproportional von den gesunkenen Ölpreisen profitieren. Dies könnte die EZB dazu veranlassen, ihre Bilanz doch nicht so stark auszuweiten. Schliessen die Anleger ihre Dollar-Long- und Euro-Short-Positionen, kommt es zu einer Gegenbewegung der Währungsentwicklungen.

Das Vereinigte Königreich (UK) befindet sich in einer fundamental vergleichbaren Lage zu den USA. Die Bank of England (BOE) wird die Zinsen ebenfalls im 2015 erhöhen. Die Divergenzen der Geldpolitik dürften das Pfund im Vergleich zum Euro unterstützen. Allerdings wird die BOE aufgrund der politischen Diskussionen um einen EU-Austritt (Brexit) die Zinsen in Zukunft noch behutsamer erhöhen als das US-Fed. Die Gefahr von Brexit dürfte das Investitionsklima in UK dämpfen und eine vorsichtiger Geldpolitik erfordern. Der US-Dollar ist dem Pfund klar vorzuziehen.

Autorin Ursina Kubli arbeitet als Ökonomin für die Schweizer Bank J. Safra Sarasin.

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