Standard Life Investments: Arbeitsmarkt als Gradmesser für den Wirtschaftszyklus

Arbeitsmarktdaten erlauben eine bessere Analyse eines Wirtschaftszyklus als die regelmäßigen einschlägigen Umfragen, meinen die Volkswirte von Standard Life Investments.

Wirtschaftszyklen anhand der Arbeitsmarktstatistik voraussagen.

Zwar kämen sie später als andere Indikatoren und liefen dem BIP hinterher; dafür hätten sie aber den Vorteil, dass sie sowohl umfassend als auch weniger revisionsanfällig seien. In ihrem aktuellen Weekly Economic Briefing (anbei) untersuchen Chefvolkswirt Jeremy Lawson und seine Kollegen die Arbeitsmärkte in den USA, UK, Europa, Japan und den Emerging Markets und kommen zu einem sehr gemischten Ergebnis.

Unterschiedliche Szenarien

Während in mehr als der Hälfte der G20 Staaten die Arbeitslosigkeit in den letzten Jahren gesunken ist, liegt die Quote für alle mit aktuell 7,6 Prozent um zwei Prozentpunkte höher als 2007. Dasselbe Bild zeige sich bei der Zunahme der Beschäftigung: Sie sei zwar zuletzt um 0,8 Prozent gestiegen; das seien aber 1,1 Prozentpunkte weniger als im Durchschnitt der Jahre 2004 bis 2008.

Mittelwert nicht aussagekräftig

„Der Mittelwert aller G20 Staaten zeigt aber nur die halbe Wahrheit“, schreibt Jeremy Lawson und nimmt eine Einteilung in drei Klassen vor. In der ersten Klasse von Ländern sinkt die Arbeitslosigkeit, und das Beschäftigungswachstum ist stärker als im oben genannten Durchschnitt der Jahre 2004 bis 2008. Zu dieser Gruppe gehören nur die USA, UK und Japan.

Zinserhöhungen in USA und UK?

„Mit diesen Arbeitsmarktdaten ist es kein Zufall, dass in den USA und UK wahrscheinlich innerhalb eines Jahres Zinserhöhungen anstehen und Japan auf eine Überhitzung zusteuert“, so Lawson.

Eurozone: Arbeitslosigkeit runter, Beschäftigungswachstum auf Vorkrisenniveau

Die zweite Kategorie zeichne sich dadurch aus, dass die Arbeitslosigkeit zwar zurückging, aber das Beschäftigungswachstum unter Vorkrisenniveau liegt. Dazu gehören die Eurozone als Ganzes, Deutschland, Kanada, Mexiko, Brasilien, Russland, Indien und China.

Italien und Frankreich: Arbeitslosigkeit rauf, Beschäftigungswachstum runter

In der dritten Klasse, schließlich, ist einerseits die Arbeitslosigkeit gestiegen und anderseits das Beschäftigungswachstum niedriger als im langfristigen Durchschnitt. Aus der Eurozone gehören dazu Italien und Frankreich.

„Beide versuchen, mit dem Jobs Act (Italien) bzw. dem Pacte de Responsabilité (Frankreich) ihren jeweiligen Arbeitsmarkt zu reformieren; sie müssen aber noch mehr Anstrengungen unternehmen, damit die Arbeitslosigkeit sich nicht auf hohem Niveau verfestigt“, so Lawson.

Foto: Shutterstock

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