US-Fed startet neue Zins-Ära

Die Mitglieder der US-Notenbank haben ihre Zinsprognose für das kommende Jahr nicht verändert. Für Ende 2016 erwarten die Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses (FOMC) im Mittel (Median) einen Leitzins von 1,375 Prozent. Dies geht aus den am Mittwoch nach der Zinssitzung vorgestellten Projektionen hervor. Im September hatte man ebenfalls 1,375 Prozent erwartet. Dies würde vier Zinserhöhungen um 0,25 Prozentpunkte im kommenden Jahr entsprechen.

Die Entwicklung an den Finanzmärkten wird auch vom Fortgang der Zinspolitik abhängen. Es stellt sich die Frage, ob die Zinswende den Einstieg in einen beschleunigten Zinszyklus im kommenden Jahr markiert oder ob eine erneute Anhebung der Leitzinsen länger auf sich warten lässt. Einige Marktexperten wie der Anleihenchef von Allianz Global Investors, Franck Dixmier, rechnen für das kommende Jahr nicht mit anziehendem Tempo in der Zinspolitik, da die auf die Inflation wirkenden Kräfte von zwei gegensätzlichen Richtungen einwirken und kein einheitliches Bild ergäben. Andere Experten wie Paul Jackson, Head of Multi-Asset Research beim ETF-Anbieter Source, halten den Zinsschritt für zu spät und sachlich zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch nicht für gerechtfertigt.

Europa-Aktien als Profiteure?

Dr. Otmar Lang, Chefvolkswirt der Targobank, versucht Antworten auf die Frage zu finden, welches Finanzmarktsegment profitieren wird. „Möglicherweise vor allem europäische Aktien. Wenn die Amerikaner ihre Zinsen wie erwartet nur langsam anheben, kann die EZB ihre lockere Geldpolitik weiter beibehalten. Damit blieben die Zinsen noch für über ein Jahr in Europa extrem niedrig, was wiederum einem starken Euro im Wege stünde. Beides ist für europäische Aktien eher positiv zu werten. Allerdings drohen im Jahresverlauf auch in Europa viele Risiken, das größte ist ein möglicher Brexit, aber auch die Flüchtlingskrise muss immer im Auge behalten werden“, so der Kapitalmarktexperte.

Auch Stefan Kreuzkamp, Chief Investment Officer im Asset Management der Deutschen Bank, sieht leichte Pluspunkte für Aktien aus dem Euroraum. „Die Zinserhöhung in Kombination mit einer akkomodierenden Sprache der Fed ist Basis unseres Ausblicks auf das Jahr 2016: Dementsprechend bleiben wir bei unserem konstruktiven Ausblick für die Aktienmärkte der großen Industriestaaten, mit einer leichten Präferenz der Euro-Zone und Japans gegenüber dem US-Markt. Unsere Kursziele zum Jahresende 2016 liegen bei 2170 Punkten für den S&P 500, 11700 Punkten für den Dax, 3600 Punkten für den EuroStoxx 50 und 1030 Punkten für den MSCI Japan. Mit Blick auf die Sektoren favorisieren wir Technologie, zyklische Konsumgüter und Finanzwerte. Vor allem letztere haben sich in der Vergangenheit stets sehr stark entwickelt, sobald Zentralbanken die Zinsen erhöht haben“, so Kreuzkamp.

Seite drei: Chancen für US-Aktien?

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