Pharma-Branche zittert vor Clinton

An der Wall Street wird die Spannung vor der US-Wahl immer größer. Generell favorisieren fast alle Anleger Hillary Clinton. Nur die Pharma-Investoren haben Angst. Der Rademacher-Kommentar

Tim Rademacher sieht bei Biotech-Aktien bald einen attraktiven Einstiegszeitpunkt.
Tim Rademacher sieht bei Biotech-Aktien bald einen attraktiven Einstiegszeitpunkt.

Weniger als eine Woche vor der US-Wahl ist es nochmal richtig spannend geworden. Schien Hillary Clinton bis vor wenigen Tagen als eindeutige Siegerin festzustehen, signalisieren Wahlumfragen jetzt, dass Donald Trump aufholt. Am US-Kapitalmarkt ist daher die Nervosität hoch. Viele Anleger bevorzugen eindeutig Clinton, da sie als verlässlicher und kalkulierbarer eingeschätzt wird. Entsprechend reagierte der Dow Jones kurzfristig mit spürbaren Abschlägen, als ihre Wahlchancen wieder zu schrumpfen begannen.

Trump holt wieder auf

Aktuell stehen die Chancen für den Clinton-Wahlsieg laut Einschätzung der Buchmacher immer noch bei über 50 Prozent. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, dass Trump gewinnt, größer geworden. Deshalb dürfte sich die Wall Street in den kommenden Tagen sehr volatil zeigen. Zwar sollten die Ausschläge nicht so hoch sein wie beim Brexit-Votum. Allerdings sind Ausschläge von mehreren Prozentpunkten durchaus möglich. Dies wird auch den Dax und den gesamten deutschen Aktienmarkt beeinflussen, da dieser traditionell auf Entwicklungen in den USA unmittelbar und ähnlich reagiert.

Besonders spannend sieht es für die Biotech- und Pharmabranche aus. Diese liebäugelt aber eindeutig mit Donald Trump. So hat sich Hillary Clinton in den Wahldebatten zuletzt für eine schärfere Regulierung und Senkung der Arzneimittelpreise eingesetzt, was der Profitabilität der gesamten Branche, die momentan sehr hoch ist, schaden würde. Deshalb gab der Nasdaq-Biotech-Index, der als gutes Barometer für die Kursentwicklung in dem Sektor gilt, in den vergangenen Wochen schon stark nach. Experten haben berechnet, dass ein einziger Tweet von Hillary Clinton Ende September, den Börsenwert der gesamten Branche um stattliche 132 Milliarden US-Dollar reduzierte. Sollte Clinton gewinnen, droht sogar noch ein weiterer Ausverkauf, da bereits in der Historie Anleger auf ähnliche Ereignisse negativ reagierten.

Sorgen sind Übertrieben

Viele Experten sehen in einem solchen Szenario dann aber einen guten Einstiegszeitpunkt für Biotech-Aktien. Dies liegt daran, dass in der Politik viele Wahlversprechen nicht und nur sehr zaghaft umgesetzt werden. Sicherlich würde die Pharma-Lobby im Falle eines Clinton-Sieges ihr ganzes Gewicht in die Waagschale legen. Auch ist Clinton bei vielen Gesetzen auf die Republikaner angewiesen.

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Deshalb könnte die alte Börsenweisheit, „Kaufen wenn die Kanonen donnern“, in solch einem Szenario sicherlich zutreffend sein. Allerdings ist für antizyklisches Investieren ein starkes Nervenkostüm gefragt. Zudem gibt es auch bei Investoren das berühmte Herdenverhalten, was generell dem Börsenerfolg hinderlich ist. Mut wurde an der Börse fast immer belohnt und diesmal stehen die Chancen ebenfalls gut.

 

Tim Rademacher ist leitender Redakteur im Bereich Investmentfonds bei Cash. und analysiert die Geschehnisse am Kapitalmarkt direkt vom Finanzplatz Frankfurt aus.

Foto: Dirk Beichert

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