GAM: Licht am Ende des Tunnels bei Schwellenländern

Nach den hohen Kursverlusten im vergangenen Jahr ist jetzt ein guter Zeitpunkt gekommen, um in Schwellenländeraktien zu investieren. Es gibt eine Reihe von Indikatoren dafür, dass Abwarten riskanter sein könnte, als nicht rechtzeitig einzusteigen, sagt Tim Love, Leiter Emerging Markets Equities bei GAM.

GAM sieht ermutigende Signale für die gebeutelten Schwellenländer

Wie immer sollten Anleger dabei ihr Portfolio ausreichend diversifizieren und keinesfalls blind marktbreiten Indizes folgen. Die folgenden fünf Gründe sprechen für einen Aufwärtstrend der Schwellenländeraktien:

1. Schwellenländeraktien bieten ein attraktives Risiko-Ertrags-Profil wie selten zuvor

Die deutlichen Kursverluste seit April 2015 beruhen insbesondere auf Japans Abenomics, der Geldpolitik der Federal Reserve sowie auf Mario Draghis lockerer Geldpolitik. Viele Sektoren und Länder sind so niedrig bewertet wie in der Finanzkrise von 2008/2009. Die rohstoffexportierenden Länder leiden besonders heftig unter der Stärke des US-Dollar und dem Ende des -Rohstoff-Superzyklus. Mittlerweile befinden wir uns an einem Punkt, an dem aus unserer Sicht wieder mit dem Zukauf von zyklischen Aktien mit positivem freiem Cashflow begonnen werden kann. Der MSCI Emerging Markets Index ist nicht zuletzt für seine starken Rallys bekannt. So wertete der Index beispielsweise zwischen 2003 und 2007 um das Vierfache auf. Der Index erholte sich auch nach dem Lehman-Kollaps schneller als etwa der NASDAQ oder US-High-Yields. Nach dem außerordentlich schwierigen Jahr 2015 sehen wir nun wieder ein deutlich größeres Potenzial für Kursgewinne als für Verluste. Das Abwärtsrisiko schätzen wir als eher beschränkt ein.

2. Schwellenländeraktien sind unterrepräsentiert und unbeliebt

Schwellenländeraktien sind derzeit in globalen Indizes unterrepräsentiert. Die Marktkapitalisierung des MSCI Emerging Markets Index beträgt 9,6 Prozent des MSCI World. In der Regel werden die Schwellenländer in Portfolios durchschnittlich nur mit knapp drei Prozent gewichtet. Dies scheint nicht konsequent, wenn man sich vor Augen führt, dass über 74 Prozent der Weltbevölkerung in Schwellenländern leben, dort 50 Prozent des globalen Bruttoinlandsproduktes (BIP) erwirtschaftet werden und über 70 Prozent der globalen Devisenreserven gehalten werden. Mittlerweile macht der Handel zwischen Schwellenländern über einen Drittel des Welthandels aus, und dieser Anteil wächst rasant. All dies ist in den MSCI Indizes heute nur unzureichend abgebildet. Wir gehen deshalb davon aus, dass mittelfristig wieder verstärkte Zuflüsse zu beobachten sein werden. Unter anderem dürften diverse Pensionsfonds ihre Schwellenländergewichtung erhöhen.

3. Schwellenländeraktien haben größeres Aufholpotenzial als Anleihen

Schwellenländeraktien haben zuletzt schlechter abgeschnitten als Schwellenländeranleihen, was primär auf die Volatilität und weniger auf die Fundamentaldaten zurückzuführen ist. Denn unabhängig von der Assetklasse beruhen die Investments grundsätzlich auf den gleichen zugrundeliegenden Unternehmen. Schwellenländer bieten eine Reihe vielversprechender Unternehmen mit ausgezeichneten Fundamentaldaten. Zudem sind beide Anlageklassen demselben Währungs- und Länderrisiko ausgesetzt. Im Hinblick auf das derzeitige Aufwärtspotenzial liegen deshalb Aktien klar vorne. Anleihen sind zwar nach wie vor beliebter, doch können Aktien zunehmend von Crossover-Zuflüssen (Umschichtungen von Anlagen in Anleihen zu Aktien) profitieren.

4. Schwellenländeraktien bieten attraktive Bewertungen, unabhängig vom Anlegertyp

Value-Anleger: Schwellenländeraktien notieren gegenüber ihrem 6-Jahres-Durchschnitt mit einem beträchtlichen Abschlag, was ein klarer Gegensatz zum S&P 500 ist. So liegt etwa das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bei nur 11 und sollte sich auf rund 15 erhöhen, was wir im historischen Vergleich für konservativ halten. Für den S&P 500 Index beträgt das KGV derzeit 18. Growth-Anleger: Wachstum ist zu einem vernünftigen Preis zu haben. Zum ersten Mal seit einem Jahr werden die Prognosen für den Gewinn je Aktie (EPS) nach oben revidiert und die Bewertungen in den Schwellenländern dehnen sich monatlich aus. Renditejäger: Der Abschlag von Schwellenländer-Dividendenrenditen gegenüber 30-jährigen US-Staatsanleihen verschwand im Jahr 2011 erstmals seit Jahrzehnten. Schwellenländeraktien bieten eine Dividendenrendite von drei Prozent, eine Gewinnrendite von 9 Prozent und eine Cashflow-Rendite von 14 Prozent, verglichen mit einer Rendite von 2,2 Prozent für 10-jährige US-Staatsanleihen. Auch der freie Cashflow, die Achillesferse der Aktienbewertungen von Schwellenländern, ist robust.

5. Schwellenländeraktien werden durch Ratinghochstufungen profitieren

2004 waren zwei der zehn bedeutendsten Aktienmärkte in den Schwellenländern als Investment Grade (IG) eingestuft. Heute sind es acht von zehn. Eine Wiederholung der Ausverkaufswellen, wie wir sie 1994 in der Tequila- und 1998 in der Asien-Krise erlebt hatten, ist daher unwahrscheinlich. Das IG-Rating bedeutet, dass die Schwellenländer finanziell solide genug sind, um ihre Schulden bedienen zu können. Gleichsam müssen sie mit strengeren Kontrollen ihrer Unternehmen rechnen und internationalen Investoren einfacher zur Verfügung stehen. Schwellenländeraktien dürften langfristig davon profitieren.

Foto: Shutterstock

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