Kräftiger Gegenwind bei Credit-Suisse-Sanierung – Milliardenverlust

Die Schweizer Großbank Credit Suisse hat auf ihrem harten Sanierungskurs mit unerwartet heftigem Gegenwind im Tagesgeschäft zu kämpfen. Nachdem sich die Geschäfte im vierten Quartal des Jahres 2015 eingetrübt haben, steckt die Gesellschaft tief in den roten Zahlen.

Die Credit Suisse hat mit kräftigem Gegenwind zu kämpen.

„Das Umfeld hat sich im vierten Quartal 2015 deutlich verschlechtert“, sagte Vorstandschef Tidjane Thiam am Donnerstag bei der Vorlage der tiefroten Jahreszahlen. Und es sei derzeit nicht abschätzbar, wann sich die negativen Trends auf den Finanzmärkten und in der Weltwirtschaft wieder abschwächten. Thiam verwies unter anderem auf die Sorgen um die chinesische Konjunktur, den Ölpreisverfall und den starken Schweizer Franken.

Viele Analysten sehen schon die erst vor drei Monaten ausgegebenen Ziele für 2018 in Gefahr. Credit-Suisse-Aktien rauschten daher am Donnerstag in den Keller und verloren bis zum frühen Nachmittag mehr als elf Prozent an Wert. Seit Jahresbeginn hat die Aktie schon fast ein Drittel an Wert verloren.

Die Krise kommt wieder zurück

Analysten äußerten sich vor allem über die um 30 Prozent eingebrochenen Erträge im vierten Quartal beunruhigt. Das lag vor allem an einem enttäuschenden Anleihenhandel, der so schlecht wie seit der Finanzkrise nicht mehr lief. Zudem zogen große Fonds Gelder aus Investmentprodukten der Bank ab. Das Institut versucht mit einer Beschleunigung des Sparprogramms gegenzusteuern. Es soll bis 2018 die Kosten um 3,5 Milliarden Franken drücken. Unter anderem kürzt die Bank die Boni. Zudem fallen tausende Stellen weg.

Unter dem Strich verbuchte das Institut im vergangenen Jahr einen Verlust von fast drei Milliarden Franken (2,7 Mrd Euro), das ist der höchste Fehlbetrag für die Bank seit dem Krisenjahr 2008. Gründe waren hohe Abschreibungen im Investmentbanking, Kosten für Rechtsstreitigkeiten und Verluste bei der Abwicklung von Randgeschäften. Hinzu kamen Ausgaben für das vom neuen Vorstandschef Thiam eingeleitete Sparprogramm. Im Jahr 2014 hatte die Bank noch einen Überschuss von fast 1,9 Milliarden Franken erwirtschaftet. Allein im vierten Quartal kam nun ein Verlust von fast sechs Milliarden Franken zusammen.

Andere Wettbewerber haben auch Probleme

Credit Suisse steckt in ähnlichen Schwierigkeiten wie die Deutsche Bank. Beide Institute galten eigentlich als Gewinner der Finanzkrise. Doch sie unterschätzten die Folgen der immer strengeren Regeln für Banken. Beide betreiben noch ein umfangreiches Investmentbanking, das sich aber in einigen Bereichen kaum noch lohnt. Hinzu kommen konzernweit jeweils hohe Kosten. Im Sommer tauschten die Banken ihre Vorstandschefs aus, die nun hart aufräumen. Bei der Deutschen Bank führte das zu einem Rekordverlust von rund 6,8 Milliarden Euro im vergangenen Jahr.

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Thiam will sein Institut stärker auf die Vermögensverwaltung ausrichten und gerade im schwankungsanfälligen Handelsgeschäft des Investmentbankings sparen. Allerdings dementierte Thiam erneut vehement Gerüchte, wonach er einen Teil des Investmentbanking an den US-Konkurrenten Wells Fargo verkaufen wolle.

Europäischer Bankensektor generell unter Druck

In den vergangenen Wochen sackten die Anteilscheine vieler europäischer Banken massiv ab. So gerieten unter anderem auch die Aktien der Commerzbank und der Unicredit unter Druck. Insgesamt kämpft die Branche mit strukturellem Problemen sowie dem Niedrigzinsumfeld. Zusätzlich macht vielen Gesellschaft die neue Konkurrenz aus dem Fintech-Sektor zu schaffen.

Quelle: dpa-Afx/tr

Foto: Shutterstock

 

 

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