Neue Schweizer Banknoten und die Implikationen für die Geldpolitik

Die Erstausgabe des neuen 50-Frankenscheins wird keinen direkten Einfluss auf den Frankenkurs haben. Bemerkenswert ist die Neulancierung trotzdem. Gastkommentar von Ursina Kubli, Bank J. Safra Sarasin.

Die Geldscheine der Schweiz lassen Implaktionen auf die dortige Geldpolitik zu.

Die SNB wird auch in der neuen Banknotenserie an der Höchstnotierung, dem 1000-Franken-Schein festhalten. Die Noten werden sogar etwas kleiner sein, so dass die Lagerhaltungskosten von Franken noch tiefer werden. Bereits bei Negativzinsen von -0,75 Prozent lässt sich eine vermehrte Hortung von Bargeld beobachten und limitiert den geldpolitischen Handlungsspielraum der SNB.

Monopoly-Fans dürfen sich freuen. Bei der neuen 50er Note handelt es sich nicht um Spielgeld, sondern um die erste Note der bereits lange geplanten Banknotenserie, welche die Schweizerische Nationalbank ab dem 12. April in Umlauf bringen wird. Während die Lancierung der neuen Noten und insbesondere deren langen Verzögerung viel Gerede ergab, wird die Ausgabe des neuen 50er-Scheins keinen direkten Einfluss auf den Frankenkurs haben. Bemerkenswert ist die neue Lancierung trotzdem. Schließlich wird die SNB auch in der neuen Banknotenserie an der höchsten Notierung, dem 1000-Franken-Schein, festhalten. Dies ist ganz im Gegensatz zu den Plänen der europäischen Zentralbank, den 500-Euro-Schein in naher Zukunft abzuschaffen. Die 500-Euro-Note werde insbesondere für illegale Aktivitäten genutzt, betonte der EZB-Präsident Mario Draghi im Februar.

 Große Scheine bleiben erhalten

Der Entscheid der SNB, die 1000er Franken-Note weiterzuführen dürfte direkte Implikationen für die Schweizer Geldpolitik haben. Schließlich gilt die einfache Regel: je höher die Notierungen der Währungen sind, desto einfacher und damit auch günstiger kann Bargeld gelagert werden. Ein möglicher Ansturm auf Bargeld limitiert jedoch den Wirkungsgrad von Negativzinsen. In der akademischen Literatur gibt es viele Verfechter der Meinung, dass Negativzinsen nur dann funktionieren, wenn das Bargeld sogar ganz abgeschafft wird. Tatsächlich dürfte die Schmerzensgrenze bei Negativzinsen an einem bestimmten Punkt erreicht sein, ab welchem die Bankguthaben abgezogen werden, um Negativzinsen zu umgehen.

Das unabhängige Forschungsinstitut Capital Economics hat in einem Report im Februar berechnet, wie leicht sich 1 Milliarde US-Dollar in den einzelnen Währungen verstauen lassen. In keiner einzigen Währung lässt sich 1 Milliarde US-Dollar so einfach lagern wie beim Schweizer Franken. Dem Franken kommt sogar eine höhere Wertedichte zu als Gold. Da die neuen Banknoten noch kleiner sind als die bisherigen Scheine, wird sich 1 Milliarde künftig sogar auf noch geringerem Raum verstauen lassen. Damit dürfte die Schmerzensgrenze in der Schweiz früher erreicht sein.

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Mit Negativzinsen von -0,75 Prozent ist die SNB im internationalen Vergleich bereits sehr weit gegangen. Mit den gegenwärtigen Ausnahmeregelungen blieb der Bankkunde in der Regel jedoch von Negativzinsen verschont. Trotzdem ist bereits heute eine vermehrte Bargeldhortung auszumachen. Die 1000er Scheine machen mehr als 60 Prozent des Wertes der sich im Umlauf befindlichen Noten aus. Dieser Anteil ist in den letzten Jahren gestiegen. Ein erster sprunghafter Anstieg war im September 2008 zu beobachten aufgrund der Ängste, dass weitere Banken dem Zahlungsausfall von Lehman folgen könnten. Ein zweiter merklicher Anstieg fand im Januar 2015 statt, als die SNB die Negativzinsen auf -0,75 Prozent erhöhte. Seither blieb die Bargeldhortung stabil. Die Schmerzensgrenze ist offenbar noch nicht erreicht. Doch die Negativzinsen bleiben ein Experiment. Die 1000er Noten erleichtern die geldpolitischen Entscheide der SNB nicht. Ursina Kubli ist Ökonomin bei der Bank J. Safra Sarasin, Schweiz.

Foto: Shutterstock

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