Bewusst von der Benchmark abheben

Nach welchen Kriterien wählen Sie die Standardwerte aus? Können Sie Beispiele nennen?

Ich investiere in Unternehmen, die ein nachhaltig überdurchschnittliches Wachstum aufweisen, was durch hohe Eintrittsbarrieren abgesichert ist. Dies sollte überwiegend von unternehmensspezifischen Faktoren abhängen und weniger vom allgemeinen Konjunkturtrend. Ich hebe mich bewusst stark von der Benchmark ab, denn Indexgewicht darf kein Kriterium für die Anlageentscheidung sein. Ich stelle mir immer die Frage, ob der Aktienkurs überdurchschnittliches Potenzial hat. Dabei ist vor allem das Wachstum der entscheidende Treiber, aber auch eine mögliche Ausweitung der Bewertungskennzahlen.

Welche Titel sind für Sie derzeit besonders aussichtsreich und aus welchen Gründen?

Im aktuellen Umfeld sollten weiterhin Unternehmen profitieren, die unabhängig von dem etwas schwächeren Umfeld weiterhin gute Wachstumsraten aufzeigen. Das können sowohl Aktien aus defensiven wie auch zyklischen Segmenten sein. Zu den Top-10-Holdings gehören z.B. SAP, Continental oder Merck.

Das Automobilsegment ist infolge des VWAbgasskandals heruntergeprügelt worden. Ist der Sektor, allen voran VW, jetzt ein Kauf?

Wir hatten schon vor dem Skandal um die manipulierten Abgaswerte keine VW-Aktien im Portfolio, allerdings aus ganz anderen Gründen. Das hat natürlich auch der relativen Fondsperformance geholfen, weil wir von den massiven Kursverlusten nach Bekanntwerden des Skandals verschont geblieben sind. In diesem Sektor setzen wir weiter auf die Autozulieferer, die eben auch von strukturellen Wachstumstrends profitieren wie z.B. von einem höheren Elektronikanteil durch mehr Fahrerassistenzsysteme.

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Von den Wirtschaftsforschern wird Deutschland wieder ein solides Wachstum in 2016 vorausgesagt. Hilft das dem Concentra oder haben die Turbulenzen rund um  China und die Emerging Markets einen noch stärkeren Einfluss auf die Fondsentwicklung?

Die deutsche Wirtschaft ist robust, trotz einiger wirtschaftlichen Herausforderungen wie der Abschwächung in China und anderen Schwellenländern. Die gängigen Stimmungsindikatoren wie der IFO zeigen sich sehr robust. In den kommenden Quartalen dürfte insbesondere der Inlandskonsum aufgrund der geringen Arbeitslosenquote und den niedrigen Zinsen die deutsche Wirtschaft weiter antreiben. Der Export wird vor allem durch einen robusten Handel mit den USA unterstützt. Positiv dürfte sich die Erholung der Exporte ins europäische Ausland auswirken, wohingegen die Situation in China eher dämpfend wirkt. Es gibt aber nach wie vor viele Unternehmen, die in den Schwellenländern gutes Wachstum aufweisen. Henkel ist ein Beispiel dafür. Das Unternehmen ist im 3. Quartal in den Schwellenländern um 6,5 Prozent gewachsen, während es in Westeuropa leicht geschrumpft ist. Problematischer sieht es derzeit eher für Industriegüterkonzerne aus, die unter den zurückgehenden Investitionen in China leiden. Auf China entfallen circa sieben Prozent der deutschen Exporte. Den höchsten Gewinnanteil macht China bei den Autoherstellern aus, der dort zwischen 20 und 40 Prozent des Gesamtertrags liegt. Das Wachstum im chinesischen Autosektor hat sich verlangsamt, im 4. Quartal hat sich dieser Markt aber deutlich erholt. Die Premiumhersteller verzeichnen dort immer noch überdurchschnittliche Wachstumsraten.

Welche Erwartungen haben Sie als Stockpicker an 2016?  

Aktuell sehe ich keinen Grund, das Portfolio massiv zu verändern. Ich erwarte, dass sich die meisten Trends fortsetzen. Das eher gedämpfte Wirtschaftsumfeld sollte gut für Stockpicker sein, da die Unterschiede zwischen einzelnen Unternehmen noch stärker auffallen und honoriert werden, als dies in Boomphasen der Fall ist.

Interview: Frank O. Milewski

 

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