Deutsches Aktieninstitut mit eindeutigen Forderungen an die Politik

Viele Berliner Bundespolitiker stehen der Anlage in Aktien weiterhin extrem kritisch gegenüber. Dies könnte allerdings ein Fehler sein, da dieses Instrument ein wichtiges Mittel für die Altersvorsorge ist. Dies trifft insbesondere in dem aktuellen Niedrigzinsumfeld zu.

Die Aktienanlage wird in Deutschland von der Politik derzeit kaum gefördert.
Die Aktienanlage wird in Deutschland von der Politik derzeit kaum gefördert.

Steuerliche Verbesserungen für die Aktie, ein Förderkonzept für diese Anlageklasse in der Altersvorsorge, bei Arbeitnehmern und für Stiftungen, Anschub für Börsengänge, weniger Bürokratie in der Anlageberatung und die Minimierung der Brexit-Risiken – mit diesen Forderungen wendet sich das Deutsche Aktieninstitut (DAI) vor der Bundestagswahl an die Parteien. Darüber steht das Bestreben der Organisation „ein klares Zeichen für die Aktie zu setzen“.

In dem neun Punkte umfassenden Positionspapier werde verdeutlicht, so Christine Bortenlänger, Geschäftsführender Vorstand des DAI, dass Aktien „in vielen drängenden wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Fragen der Schlüssel zur Lösung sein können“ und deshalb als Finanzierungs- und Anlageinstrument stärker gefördert werden müssen. Sie seien „das Mittel der Wahl, mit Kapitalerhöhungen die Digitalisierung deutscher Unternehmen zu finanzieren, durch Börsengänge Kapital für Fintechs und Startups einzuwerben oder die Altersvorsorge zukunftsfähig zu machen“.

Nachholbedarf bei Altersvorsorge und Kritik an Riester-Vorgaben

Besonders in der Altersvorsorge sieht das DAI Nachholbedarf. Helfen könnten eine Mindestaktienquote, staatliche Zulagen für Aktienanlagen und Freistellung von der Abgeltungssteuer nach 20 Jahren Anlagedauer, um Anreize für den langfristigen Vermögensaufbau zu geben.
Kritik übt das Institut an den Beitragsgarantien und Mindestverzinsungen bei Riester-Verträgen. Das führe zur Bevorzugung von festverzinslichen Wertpapieren, was zu Lasten der Rendite gehen.

Auch die Abgeltungssteuer drücke die Erträge, die dadurch auf Unternehmens- wie Anlegerebene besteuert werde. Diese Doppelung belaste Aktienerträge mit fast 50 Prozent, bei Festverzinslichen seien es nur rund 28 Prozent. Hier sei eine teilweise Freistellung der Aktienerträge für eine Gleichbehandlung notwendig.

Keine Nachteile für Aktien gegenüber Anleihen

Sollte künftig die Abgeltungssteuer entfallen und Erträge wieder nach dem persönlichen Steuersatz besteuert werden, müsse zumindest das Halbeinkünfteverfahren für Dividenden und – nach angemessener Haltefrist – die Steuerfreiheit für Veräußerungsgewinne wieder eingeführt werden. Eine Finanztransaktionssteuer, wie von Finanzminister Wolfgang Schäuble gewünscht, lehnt das Aktieninstitut strikt ab.
Börsengänge sieht das DAI als Element für neue Arbeitsplätze und um Wachstum und Innovation zu stärken. Einen Schub könnte hier weniger Regulierung bringen, aber auch die Bereitschaft privater wie institutioneller Anleger für Risikokapital erhöhen.
Mit attraktiveren Bedingungen bei Steuern und Sozialversicherung könnte bei Beschäftigten wie Unternehmen die Mitarbeiteraktie mehr Bedeutung erlangen, so die These der Aktienbefürworter. Deutschland hinke hier international hinterher. Eine in etwa Verdreifachung des Freibetrags auf 1.000 Euro pro Jahr könnte helfen.

Bei den über 21.000 Stiftungen in Deutschland, die ein Vermögen über insgesamt mehr als 100 Milliarden Euro verwalten, könnten höhere Selbstbeschränkungen bei der Aktienanlage selbst in einer Niedrigzinsphase für bessere Erträge sorgen, argumentiert das Institut. Hierzu müsse aber der Grundsatz des Vermögenserhalts präziser und letztlich offener gefasst werden. Auch müsse bundeseinheitlich klar sein, dass realisierte Aktienkursgewinne für den Stiftungszweck eingesetzt werden können.

Weniger Bürokratie bei Anlageberatung und Option auf Verzicht

In der Anlageberatung hat das DAI einen weiteren regulatorischen Hemmschuh ausgemacht. Hier müsse eine bessere Balance zwischen Kundennutzen und einem vertretbaren Aufwand für die Kreditinstitute gefunden werden. Außerdem sollen Anleger die Option für eine „schlanke“ Beratung, sprich einen Verzicht auf zu umfangreiche Dokumentationspflichten wählen können.

Neben einer besseren ökonomischen Bildung, die auch grundlegende Kenntnisse der Geldanlage umfassen sollte, setzt sich das DAI auch dafür ein, die Nachteile durch den anstehenden Brexit zu mildern. Dazu bedürfe es klarer Übergangsregeln bis zum tatsächlichen EU-Austritt der Briten. Anschließend müsse es auf breiter Basis Drittstaatenregelungen geben. Sie sehen die Gleichbehandlung von Dritt- und EU-Staaten vor, wenn rechtliche Vorgaben und Aufsicht als äquivalent angesehen werden. Für Großbritannien komme dies aber nur in Frage, wenn dies auch umgekehrt der Fall sei. (dpa-AFX/tr)

Foto: Shutterstock

 

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