Fed-Strategie konterkariert Markterwartungen

Das Federal Open Market Committee der amerikanischen Notenbank trifft sich heute turnusmäßig. Franck Dixmier von AllianzGI erwartet keine Zinsentscheidung. Er hofft aber auf bestimmte, nicht weniger wichtige Informationen für die Märkte.

Die Untätigkeit von Fed-Chefin Janet Yellen wirkt wie eine Lockerung der Geldpolitk.
Die Aussagen von Fed-Chefin Janet Yellen zur Inflation und zum geplanten Tapering werden mit Spannung erwartet.

Wer hofft, dass die US-Notenbank am Dienstag im Rahmen des Federal Open Market Committees (FOMC) Treffens die Zinsen anhebt, wird wahrscheinlich enttäuscht werden. Interessanter wird sein, wie der Ausschuss die gleichbleibend schwache Inflation beurteilt. Außerdem wäre das die perfekte Gelegenheit, um mehr Details zum angekündigten „Tapering“, der Verkürzung der Zentralbankbilanz preiszugeben, zum Beispiel in Hinsicht auf Dauer und Geschwindigkeit.

Zweigeteilte Aufgabenstellung der Fed

Die US Notenbank Fed hat momentan zwei Aufgaben zu bewältigen: Zum einen soll sie für Vollbeschäftigung sorgen und zum anderen mittelfristig eine Inflationsrate von zwei Prozent gewährleisten. Doch die Diskrepanz zwischen Inflationszahlen, die immer wieder enttäuschen, und einem so gut wie ausgeschöpften US-amerikanischen Arbeitsmarkt wächst weiter. Der PCE Index – ein Indikator, mit dem die US Notenbank die Inflation bewertet– ist in den letzten Monaten sogar auf 1,4 Prozent gefallen.

Mittelfristige Einschätzung der Fed zur Inflation

Deshalb werden die Marktteilnehmer am Dienstag besonders gespannt darauf sein, wie das FOMC in seinem Statement darauf reagiert. Janet Yellen, die Präsidentin der US-Notenbank, hatte vor Kurzem „vorübergehenden Faktoren“ als eine Begründung genannt. Wir gehen davon aus, dass in diesem Zusammenhang auch der gestärkte US Dollar und die gesunkenen Ölpreise genannt werden. Für Investoren wird es umso wichtiger sein, zu erfahren, ob sich die Einschätzung der US Notenbank in Sachen Inflation mittelfristig ändern und wie sich das auf die Zinsen auswirken wird.

Vier Zinsschritte bis Ende 2018? 

Wir erwarten diesbezüglich allerdings keine Veränderungen. Die Strategie der US Notenbank lässt auf vier weitere Anhebungen bis Ende 2018 schließen. Das wiederum passt nicht mit den Erwartungen am Markt zusammen. Die Marktteilnehmer scheinen dem Vorhaben der US Notenbank wenig Glauben zu schenken. Sie rechnen in den nächsten 18 Monaten nur mit einem einzigen Anstieg. Umso wichtiger ist es, dass das FOMC nun deutlich macht: Die US Notenbank wird an ihrer Strategie festhalten –  trotz einer schwachen Inflation.

Notenbanken im Sommerloch 

Beim letzten Treffen des FOMC hatte die US Notenbank außerdem den Beginn des Taperings angekündigt. Doch Fahrplan oder Details  dazu gab es nicht. Die  Runde am Dienstag wäre nun eine gute Gelegenheit, das Vorgehen detaillierter zu erläutern. Insgesamt wird das Treffen wohl keine großen Auswirkungen auf den Markt haben. Nachdem letzte Woche bekannt wurde, dass die EZB an ihrer expansiven Geldpolitik festhält, stellen sich die Zentralbanken eher auf einen ruhigen Sommer ein.

Franck Dixmier ist Globaler Anleihenchef von AllianzGI.

Foto: AllianzGI

Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments