„Aktien sind kein sicherer Hafen“

Guillaume Rigeade, Fondsmanager des Edmond de Rothschild Fund Bond Allocation, sprach mit Cash. über Aktien als Anlagealternative zu Staatsanleihen in Zeiten gestiegener politischer Unsicherheit und des Niedrigzinsumfeldes.

"Die Renditechancen können besser sein als bei Anleihen, ein sicherer Hafen sind Aktien jedoch keinesfalls."
„Die Renditechancen können besser sein als bei Anleihen, ein sicherer Hafen sind Aktien jedoch keinesfalls.“

Cash.: Herr Rigeade, sind europäische und US-Staatsanleihen nach dem Brexit-Referendum und dem für Europäer überraschenden Wahlsieg Donald Trumps noch ein sicherer Hafen für Investoren?

Rigeade: Das letzte Jahr war voller Überraschungen und wir werden in den kommenden Quartalen noch mehr Überraschungen erleben, unter anderem aufgrund des Wahlausgangs in den USA. Auch in Europa herrscht Unsicherheit: in Spanien, Italien, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und Österreich. Die politische Agenda ist sehr umfangreich, und damit eine Quelle für Volatilität. Wenn Sie aber vom sicheren Hafen sprechen, dann ist bei Staatsanleihen das Kreditrisiko entscheidend. Die Kredite sind aber durch die amerikanische oder deutsche Regierung gedeckt, die zu den verlässlichsten Regierungen der Welt gehören. Es gibt also durchaus noch sichere Anlagen. Es stimmt aber, dass sich der Ausblick insgesamt verschlechtert.

Ist es möglich, dass Aktien eine sicherere Anlage als Staatsanleihen werden?

Das kann ich mir nicht vorstellen, denn die Instrumente sind unterschiedlich strukturiert. Eine Anleihe hat eine festgelegte Maturität, zu der 100 Prozent des Kapitals ausgezahlt werden, auch wenn die Wertenwicklung während der Laufzeit schwankt. Einzige Ausnahme ist der Zahlungsausfall des Emittenten. Bei einer Aktie gibt es keine Zahlungsgarantie zu einem festgelegten Zeitpunkt. Aktienkurse sind volatil und es ist möglich, dass sie für Jahrzehnte im Keller bleiben. Die Renditechancen können besser sein als bei Anleihen, ein sicherer Hafen sind Aktien jedoch keinesfalls.

Wie können die niedrigen Renditen von Staatsanleihen in Zeiten der politischen Instabilität gerechtfertigt werden?

Der risikofreie Zinssatz der Zentralbanken ist inzwischen in vielen Ländern weit im negativen Bereich. Hinzu kommt, dass die Notenbanken zu bedeutenden Käufern auf den Anleihemärkten werden. Die gesteigerte Nachfrage nach Anleihen senkt ihre Renditen, was dazu führt, dass Investoren vermehrt auf längere Laufzeiten ausweichen. Bleibt die Frage, ob man für das gestiegene Risiko entschädigt wird. Das kann ich nicht beantworten. Fest steht: Es gibt keine Alternative, die Renditen für festverzinsliche Anlagen sind weltweit im Keller.

Lesen Sie das vollständige Interview in der aktuellen Cash.-Ausgabe 2/2017.

Interview: Katharina Lamster

Foto: Edmond de Rothschild

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