„Steigende Risiken für die Finanzstabilität“

Das von der Europäischen Zentralbank (EZB) verursachte Niedrigzinsniveau entmutigt zunehmend die deutschen Sparer. Vor allem Geringverdiener dürften im vergangenen Jahr ihre Spartätigkeit noch weiter zurückgefahren haben. Zu diesem Ergebnis kommt der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) in seiner aktuellen Studie zum Spar- und Anlageverhalten der Bundesbürger.

Dr. Andreas Martin, BVR: "SDF"
Andreas Martin, BVR: „Rückläufige Spartätigkeit von Bundesbürgern mit unterdurchschnittlichem Einkommen.“

„Die rückläufige Spartätigkeit von Bundesbürgern mit unterdurchschnittlichem Einkommen ist eine besonders schwerwiegende Folge der Nullzinspolitik der EZB“, erklärt BVR-Vorstand Dr. Andreas Martin. Zwar ist den aggregierten Zahlen des Statistischen Bundesamtes zufolge kein Rückgang der Spartätigkeit der Bundesbürger im Jahr 2016 zu erkennen. Die Sparquote der privaten Haushalte, das heißt das Verhältnis des Ersparten zum verfügbaren Einkommen, lag zum Ende des ersten Quartals 2017 mit 9,8 Prozent sogar leicht oberhalb ihres Vorjahreswertes von 9,7 Prozent.

Gebremste Spartätigkeit

Dennoch zeige eine Umfrage der Deutschen Bundesbank zum Sparverhalten auf, dass ein signifikanter Teil der Bevölkerung seine Spartätigkeit 2016 zurückgefahren hat. Mehr als ein Drittel der Befragten und damit doppelt so viele wie 2014 sparen angesichts des Niedrigzinsniveaus weniger oder gar nicht mehr. Die Zahlen der beiden Statistiken legen der BVR-Studie zufolge nahe, dass die nachlassenden Sparanstrengungen vieler Bundesbürger aus eher unteren Einkommensschichten wohl durch höhere Sparbeträge besserverdienender Bundesbürger ausgeglichen wurden.

Spielraum für weniger expansive Geldpolitik

Vor dem Hintergrund der schädlichen Wirkungen auf die private Altersvorsorge, aber auch der steigenden Risiken für die Finanzstabilität durch die ultralockere Geldpolitik im Euroraum sollte die EZB zügig noch in diesem Jahr einen Kurswechsel einleiten. „Die Inflations- und Wachstumsaussichten im Euroraum bieten der EZB schon seit Längerem den nötigen Spielraum für eine weniger expansive Geldpolitik. Der EZB-Rat sollte der US-Notenbank folgen und schnellstmöglich einen konkreten Fahrplan für den Ausstieg aus seiner ultralockeren Geldpolitik präsentieren“, fordert Martin. (fm)

Foto: BVR

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