US-Staatsanleihen: Anleger sollten sich noch nicht von Rendite locken lassen

Die Rendite von US-Staatsanleihen scheint verlockend hoch. Doch Anleger sollten sich nicht allein davon zum Kauf verleiten lassen. Franz Wenzel von Axa IM erklärt, was dagegen spricht und rät Anlegern zur Vorsicht. Besonders bei langlaufenden Staatsanleihen sollten Investoren abwarten.

Federal Reserve Chairman Jerome Powell speaks during a press conference in Washington, DC on March 21, 2018. The Federal Reserve Board (FRB) decided to raise the policy interest rate by 0.25 percent. The rate of interest will rise since December 2017 for the first time in three months. ( The Yomiuri Shimbun via AP Images ) |
Jerome Powell, Vorsitzender der US-Notenbank Federal Reserve hat für 2018 weitere Zinsschritte angekündigt.

„Sollte der US-Forderung nach einer weiteren deutlichen Absenkung des chinesischen Außenhandelsüberschusses erneut Nachdruck verliehen werden, würde die schwächelnde Konjunktur weiter belastet. Investoren sind also gut beraten, sich auf eine höhere Volatilität einzustellen“, sagt Franz Wenzel, Anlagestratege für institutionelle Kunden bei Axa Investment Managers.

Verantwortlich dafür seien steigende (US-)Zinsen und hohe Aktienmarktbewertungen. Der US-Dollar bleibe eine Fluchtwährung. Trotz oder vielmehr gerade wegen der politischen Unwägbarkeiten habe der Dollar in den vergangenen Wochen deutlich an Wert gewonnen.

Positive Erwartungen für Europa

Für Europa sind Experten zuversichtlich: „Trotz der mageren Wertentwicklung seit Jahresbeginn bleiben wir davon überzeugt, dass die europäischen Börsen das Jahr 2018 positiv beschließen werden“, so Wenzel.

„Die zurückliegende Berichtssaison hat gezeigt, dass sich die Unternehmensgewinne vielversprechend darstellen.“ Die Konjunktur sei nicht auf eine stabile Regierung angewiesen, das hätten die vergangenen Jahre schon vielerorts gezeigt.

Mit Blick auf die Entwicklungen auf globalem politischen Parkett stellen sich laut Franz Wenzel gleich zwei virulente Fragen für die Finanzmärkte.

Fragen an die Finanzmärkte

Kann die europäische Bankenreform weiter vorangetrieben werden, um die Konjunktur zu fördern? Und: Inwieweit strahlt eine instabile italienische politische Lage möglicherweise auch in Richtung Europa aus? Die europäische Reformfähigkeit und Glaubwürdigkeit seien hier aus seiner Sicht einmal mehr gefragt.

Unterdessen seien die Ölpreise für die Sorte Brent so hoch wie seit über dreieinhalb Jahren nicht mehr. Die Diskussion um das Iranatomabkommen und die Krise im Nahen Osten hätten den Ölpreis in den vergangenen zwölf Monaten von zunächst 50 US-Dollar auf heute etwa 75 US-Dollar ansteigen lassen.

„Wir unterstellen, dass ein dauerhafter Anstieg von etwa zehn US-Dollar etwa 0,1 Prozent Wachstum kostet“, sagt Wenzel. Sollte der Ölpreis auf heutigem Niveau bleiben, könne das nach dieser Faustregel etwa 0,2 Prozent Wachstum kosten und die Inflation um etwa 0,3 bis 0,4 Prozent anheben.

Weitere Zinserhöhungen abzusehen

Die Renditen von zehnjährigen Staatsanleihen nähern sich derweil der Drei-Prozent-Marke. Doch sollten Investoren vorsichtig bei langlaufenden US-Anleihen sein, angesichts der guten Konjunktur und weiter zu erwartender Zinserhöhungen seitens der US-Notenbank.

Allein für 2018 werden noch drei Zinserhöhungen unterstellt, gefolgt von drei weiteren Zinsschritten für 2019. Die Erhöhungen werden auch am langen Ende der Zinskurve nicht spurlos vorübergehen, so Wenzel.

„Wir wären nicht überrascht, wenn sich die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen auf Sicht von zwei Jahren in Richtung der Vier-Prozent-Marke bewegen würden.“ Unabhängig bleibe die Währungssicherung wichtig für alle ausländischen Investoren.

Foto: The Yomiuri Shimbun via AP Images

 

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