„Erwartung an Ausschüttungen an neue Realität anpassen“

Deutschlands Banken sehen sich angesichts niedriger Zinsen und hoher Regulierungskosten zu Einschnitten gezwungen.

Herbert Hans Grüntker, Helaba

Es werde „nicht gelingen, Rückgänge auch nur annähernd durch andere Ertragsquellen ausgleichen zu können“, sagte der seit Oktober amtierende Chef der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), Herbert Hans Grüntker, am Montag bei einer Tagung in Frankfurt.

Das werde auch Folgen für die Eigentümer haben: „Die Erwartungen an Ausschüttungen müssen an die neue Realität angepasst werden.“ Insgesamt habe die Regulierung der vergangenen Jahre den Bankensektor stabiler gemacht, konstatierte der Co-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, das habe jedoch seinen Preis.

„Zeit für eine Regulierungspause“

Wenn Banken mit Stellenabbau reagierten, dürfe man ihnen das nicht vorwerfen. Fitschen gab zu bedenken: „Wer nur seine Kosten im Griff hat, wird sein Klassenziel nicht erreichen, ein stabiles Geschäftsmodell zu erreichen.“ DZ-Bank-Chef Wolfgang Kirsch mahnte: „Es ist mindestens Zeit für eine Regulierungspause.“

Kirsch bekräftigte zudem den Widerstand der deutschen Finanzbranche gegen die Brüsseler Pläne zu einer gemeinsamen europäischen Einlagensicherung: „Den Grundsatz, dass Solidität vor Solidarität geht, muss die Kommission noch lernen.“

Grenzüberschreitender Schutz von Spargeldern geplant

Die EU-Kommission will noch in diesem Jahr ein Konzept zu einem grenzüberschreitenden Schutz von Spargeldern vorlegen. Zunächst müssten die nationalen Sicherungstöpfe „bis oben hin gefüllt sein“, hatte Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker zuletzt erklärt. Erst wenn dies in einer Krise nicht reiche, „würde über den Weg der Rückversicherung ein europäisches System einspringen.“ Derzeit haben 14 von 28 EU-Staaten noch kein funktionierendes nationales System zum Einlagenschutz.

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Die deutsche Kreditwirtschaft befürchtet, dass ihre über Jahre gefüllten Töpfe für Schieflagen im Falle einer gemeinsamen Einlagensicherung in anderen Ländern angezapft werden.

Quelle: dpa-AFX

Foto: Helaba

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