„Ich mache mir große Sorgen bei einem Brexit“

Durch die starke stabile Währung gab es immer ein klares Signal an die Wirtschaft, produktiv und investiv zu sein und die Konkurrenz anzunehmen. Wenn man heute die Probleme vieler Länder in Europa betrachtet, hat das nichts mit zu hohen Preisen oder Kosten zu tun. Griechenland befindet sich nicht in der heutigen Lage, weil das Land hervorragende Exportprodukte hat, die nur leider im internationalen Markt zu teuer sind, sondern weil es gar keine solchen Produkte – Tourismus einmal ausgenommen – besitzt. Es hat keine Struktur, die im internationalen Wettbewerb bestehen kann. Eine Abwertung würde überhaupt nichts daran ändern, dass dem Land die Produkte fehlen. Ein weiteres großes Problem Griechenlands, aber auch anderer europäischer Länder, sind schlechte staatliche Institutionen. Stattdessen gibt es eine enorme Korruption. Daran würde die Drachme gar nichts ändern. Parallelwährungen einzuführen oder gar wieder zu nationalen Währungen zurückzukehren, würde gar nichts an diesen Problemen ändern. Ganz im Gegenteil: Es würde diese Reformen nur noch weiter erschweren.

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Kommen wir zu Großbritannien. Premier David Cameron will ein Referendum über den Verbleib von UK in der EU abhalten. Wie ernsthaft ist dieses Vorgehen? Müssen wir mit einem Brexit rechnen?

Der britische Premierminister wird nicht darum herumkommen. Er wird das Referendum abhalten müssen. Und es sieht wohl so aus, als würde es schon in der zweiten Jahreshälfte des nächsten Jahres kommen, um eine Überlappung mit der deutschen Bundestagswahl und den französischen Wahlen 2017 zu vermeiden. Ich mache mir große Sorgen bei einem Brexit. Ich glaube, für uns ist es noch wichtiger, Großbritannien in der Europäischen Union zu halten als Griechenland. Nichts gegen Griechenland, aber aufgrund der wirtschaftlichen und finanziellen Bedeutung ist Großbritannien natürlich vielfach wichtiger, und auch als Partner in Europa für Deutschland ist Großbritannien von enormer Wichtigkeit. Und gerade diese Philosophie – wir wollen, dass der Binnenmarkt gestärkt wird, dass Marktmechanismen wichtiger sind und nicht staatliche Eingriffe und staatliche Regulierung – diese Philosophie halte ich für sehr bedeutsam, die die Briten letztlich mit an den Tisch bringen könnte, gerade aus unserer deutschen Perspektive. Deshalb ist Großbritannien ein natürlicher Partner für uns.

Seite drei: „Großbritannien entgegenkommen“

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