Deutsche Bank blickt nach Rekordverlust nach vorn

Nach einem Horrorjahr richtet die Deutsche Bank den Blick nach vorne. Doch Aktionäre, Mitarbeiter und Kunden brauchen Geduld. Noch sind die Lasten gewaltig.

Zentrale der Deutschen Bank in Franfurt

Der Radikalumbau der Deutschen Bank soll spätestens 2018 Früchte tragen. Die Neuaufstellung brauche „Zeit, Entschlossenheit und Geduld“, sagte Konzernchef John Cryan bei der Bilanzvorlage am Donnerstag in Frankfurt. „Das geschieht nicht über Nacht, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass es uns gelingen wird.“

„Möglichstes tun, um Verlust auszuschließen“

Nach dem größten Verlust der Unternehmensgeschichte könnte auch das laufende Jahr mit roten Zahlen enden. „Wir werden unser Möglichstes tun, einen Verlust auszuschließen, aber ausschließen können wir es natürlich nicht. Wir streben aber keinen Verlust an“, sagte Finanzvorstand Marcus Schenck.

Für 2015 hatte die Deutsche Bank bereits vor einer Woche einen Rekordverlust angekündigt. Nach jüngsten Zahlen standen unter dem Strich rund 6,8 Milliarden Euro Miese – der erste Jahresverlust für den Dax-Konzern seit der Finanzkrise 2008 (rund 3,9 Milliarden Euro). Für 2014 hatte die Bank noch rund 1,7 Milliarden Euro Gewinn ausgewiesen.

Teure Rechtsstreitigkeiten, Abschreibungen und Kosten für die geplante Streichung von netto 9000 Stellen – davon 4000 in Deutschland – belasten Deutschlands größtes Geldhaus. Im Investmentbanking gab es zum Jahresende Einbrüche.

2016 werde der Höhepunkt bei der Sanierung der Bank. Der Vorstand kündigte an, dass dies noch einmal eine Milliarde Euro kosten werde. Auch für Rechtsrisiken könnte nach Cryans Einschätzung erneut möglicherweise ein „signifikanter Betrag“ fällig werden, da die Bank einige Fälle „so schnell wie möglich beilegen“ wolle.

Weniger finanzielle Belastungen in 2016

Insgesamt rechnet die Bank aber mit einer geringeren Belastung als 2015. Im vergangenen Jahr legte die Bank allein für Rechtsrisiken weitere 5,2 Milliarden Euro zur Seite. Die Rückstellungen für mögliche juristische Niederlagen belaufen sich derzeit auf 5,5 Milliarden Euro.

Hinzu kommen mögliche Risiken von 2,2 Milliarden Euro, für die es noch keine Rücklagen gibt. Seit 2012 summierten sich die Aufwendungen für Rechtsstreitigkeiten auf 12,7 Milliarden Euro. „Unser Ziel ist, dass wir spätestens 2018 wieder eine cleane Deutsche Bank haben“, sagte Finanzvorstand Schenck.

Altlasten bis 2018 abbauen

Bis dahin sollen die größten Altlasten abgearbeitet und die Trennung von der Postbank über die Bühne sein. „Die Postbank ist ein Thema der nächsten 24 Monate, das kann heißen, dass wir 2016 hier voranschreiten werden, das kann heißen, dass es erst 2017 passiert. Das machen wir abhängig von der Entwicklung der Postbank und der Entwicklung der Märkte“, erklärte Schenck.

Die Deutsche Bank hatte im April beschlossen, sich von ihrer Postbank-Mehrheit zu trennen – bevorzugt über einen Börsengang. Mit der Verkleinerung ihres eigenen Filialnetzes in Deutschland will die Deutsche Bank im dritten Quartal beginnen. Bis Ende 2017 sollen 200 der 700 Standorte wegfallen.

Co-Chef Jürgen Fitschen versicherte: „Das Filialnetz, die physische Präsenz vor Ort wird auch in Zukunft eine sehr große Bedeutung haben.“ Zum Stellenabbau liefen die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern. „Wir würden heute davon ausgehen, dass wir in der zweiten Jahreshälfte damit anfangen können, die ersten Maßnahmen umzusetzen, also uns von ersten Mitarbeitern trennen und erste Filialen schließen“, sagte Schenck.

Weniger Bonuszahlungen

Für den Vorstand fällt nach den tiefroten Zahlen der Bonus für 2015 aus. Auch der Bonuspool für die Mitarbeiter werde spürbar kleiner sein als ein Jahr zuvor, sagte Cryan: „Wir bezahlen weniger als unsere internationale Konkurrenz, aber ich glaube, die meisten verstehen das.“ Genaue Zahlen nannte er nicht.

Der Rekordverlust schwächte auch die Kapitalpuffer der Bank. Die harte Kernkapitalquote, die das eigene Kapital ins Verhältnis zu den Risikopositionen setzt, sackte im vergangenen Jahr um 0,6 Punkte auf 11,1 Prozent ab. Cryan bekräftigte dennoch, es gebe keine Notwendigkeit für eine Kapitalerhöhung. Eigenkapital ist ein wichtiger Puffer für Krisenzeiten. Seit der Finanzkrise haben Aufseher weltweit die Vorgaben dafür massiv erhöht. Der deutsche Branchenprimus muss 2019 auf eine Quote von 12,25 Prozent kommen.

Quelle: dpa-AFX

Foto: Deutsche Bank

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