Konsum sorgt für florierende deutsche Wirtschaft

Trotz aller Krisen bleibt die deutsche Wirtschaft auf Wachstumskurs. Wichtigster Konjunkturmotor ist der Konsum. Volkswirte erwarten, dass sich daran 2016 wenig ändern wird.

Konsum stützt die Wirtschaft

Die Kauflust der Verbraucher hat die deutsche Wirtschaft 2015 erneut solide wachsen lassen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte um 1,7 Prozent zu und lag damit im zweiten Jahr in Folge über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre (1,3 Prozent). Das teilte das Statistische Bundesamt in Berlin mit. „Wichtigster Motor war der Konsum“, sagte der Präsident der Behörde, Dieter Sarreither. Staat und private Haushalte waren demnach fast allein für das Wirtschaftswachstum verantwortlich.

Sparen lohnt kaum noch

Nach ersten Berechnungen hat sich das solide Wachstum auch zum Jahresende fortgesetzt. Vielen Verbrauchern sitzt das Geld seit Monaten locker, weil Sparen kaum noch belohnt wird und die gesunkenen Energiepreise die Haushalte zusätzlich entlasten. Dazu kommt, dass sich vergleichsweise Wenige aktuell Sorgen um ihren Job machen: Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist historisch günstig. Mit 2,681 Millionen war die Zahl der Erwerbslosen im Dezember so niedrig wie seit 24 Jahren nicht in diesem Monat.

Unter dem Strich legte der Konsum der privaten Haushalte 2015 um 1,9 Prozent zu, deutlich mehr als 2014 mit 0,9 und auch 2013 mit 0,6 Prozent. Die deutsche Wirtschaft konnte auch im vierten Quartal 2015 zulegen. In einer ersten Schätzung geht das Statistische Bundesamt ungefähr von einem Viertel Prozent Wachstum im Vergleich zum Vorquartal aus. Ein genauer Wert soll Mitte Februar veröffentlicht werden. Damit setzte sich der positive Trend zum Jahresende fort. Im dritten Quartal hatte die Wirtschaftsleistung im Vergleich zum Vorquartal nach bisherigen Zahlen um 0,3 Prozent zugelegt. Im Frühjahr waren es demnach 0,4 Prozent, zu Jahresbeginn 2015 ebenfalls 0,3 Prozent.

Kein konkreter Ausblick für 2016

Einen konkreten Ausblick auf 2016 wollte Sarreither nicht wagen. Er zitierte aber Prognosen von Volkswirten, die von etwa 1,8 Prozent Wachstum im laufenden Jahr ausgingen. Diese Prognosen seien mit den Daten der Statistiker „kompatibel“, sagte Sarreither. Die gute Lage am Arbeitsmarkt spiegelte sich auch in der Beschäftigung. Erstmals gab es 2015 mehr als 43 Millionen Beschäftigte. „Das ist der höchste Stand seit der deutschen Vereinigung“, sagte Sarreither. Auch der staatliche Konsum trug 2015 kräftig zum Wachstum bei – unter anderem, weil der Staat für die Versorgung und Integration Hunderttausender Flüchtlinge viel Geld in die Hand nehmen muss.

Viele Volkswirte werten die Zuwanderung von Menschen aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan als Konjunkturprogramm – auch mit Blick auf 2016. Der Konsum – staatlich wie privat – wird nach Experteneinschätzung im laufenden Jahr die Hauptstütze des deutschen Wirtschaftsaufschwungs bleiben. Günstige Ölpreise und der schwache Euro helfen zudem dem Export. Somit herrscht für 2016 trotz Flüchtlingskrise, Terrorgefahr und China-Schwäche Optimismus vor.

Wachstum auf Vorjahresniveau prognostiziert

Viele Prognosen sagen mindestens ein Wachstum auf dem Niveau des abgelaufenen Jahres voraus. 2014 hatte es für Europas größte Volkswirtschaft ein Plus von 1,6 Prozent gegeben, 2013 musste sich die deutsche Wirtschaft mit mageren 0,3 Prozent Wachstum begnügen. Ökonomen hatten für 2015 im Mittel mit 1,7 Prozent Wachstum gerechnet. Mit 1,7 Prozent liegt Deutschland laut Sarreither leicht über dem prognostizierten Durchschnitt der Eurozone von 1,6 Prozent. Der deutsche Staat – Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherungen – konnte nach vorläufigen Berechnungen der Statistiker 2015 im zweiten Jahr in Folge einen Überschuss erwirtschaften.

Defizit-Grenze weit entfernt

Sarreither sprach von einem „Alleinstellungsmerkmal“ innerhalb der europäischen Währungsunion. „Einzig Estland und Luxemburg können laut Prognose ebenfalls einen zumindest ausgeglichenen Staatshaushalt vorweisen.“ Der Überschuss betrug 16,4 Milliarden Euro oder 0,5 Prozent des BIP. Im Vorjahr waren es 0,3 Prozent. Deutschland ist somit erneut weit entfernt von der Defizit-Obergrenze von 3,0 Prozent des BIP, welche die europäischen Verträge (Maastricht) maximal erlauben. Zuletzt war diese Marke 2010 verfehlt worden.

Quelle: dpa-AFX

Foto: Shutterstock

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