SWFs fehlen Versicherungen im Portfolio

Über die Rolle von Staatsfonds, sogenannten SWFs (Sovereign Wealth Funds), auf den internationalen Finanzmärkten wurde zuletzt viel diskutiert, klar ist, dass ihre Bedeutung kontinuierlich steigt. Analysten prognostizieren nun, dass die staatlichen Akteure künftig verstärkt in Versicherungen investieren werden.

Die vornehmlich von Asien und dem mittleren Osten aus agierenden Investitionsfonds haben eine Lücke in ihren strategischen Portfolios, das wollen die Researcher der Beratungsgesellschaft Deloitte & Touche mit ihrer aktuelle Studie ?The Missing Link in the Sovereign Wealth Fund Acquisition Spree? herausgefunden haben.

Know-how-Transfer für aufstrebende Finanzzentren

Gerade internationale Versicherungskonzerne könnten durch ihr Know-how Standorte in Schwellenmärkten aufwerten, dennoch seien sie als Zielinvestments von SWFs derzeit noch unterrepräsentiert. Und das obwohl es sich laut Marc Böhlhoff, Partner Versicherungen bei Deloitte, bei solchen Deals um klassische Win-Win-Situationen handele, da die Versicherer für das bereitgestellte Kapital wenig Einfluss abtreten müssten und in der Regel keinen hohen Renditeforderungen ausgesetzt wären.

Bislang profitierten lediglich China, die Vereinigten Arabischen Emirate und Katar bereits deutlich von Versicherungsbeteiligungen, während beispielsweise die Staatsfonds am persischen Golf noch wenig Interesse zeigten. Dies wird sich nach Einschätzung von Deloitte ändern, wenn der Aufbau internationaler Finanzzentren dort erfolgreich verläuft.

Die Studie nennt eine Reihe von Argumenten für Investitionen von SWFs in Versicherungen: Sie sichern während Wachstumsphasen geschäftliche und private Risiken ab, bringen Erfahrung im Risikomanagement mit, schaffen über das Zusammenwirken von Erst- und Rückversicherern Schutz für die Volkswirtschaft als Ganzes und spielen bei der Versorgung des Kapitalmarktes eine wichtige Rolle, da sie über Investitionen in Renten und Aktien die regionale Wirtschaft fördern.

Enormes Wachstumspotenzial im Nahen Osten

Das Wachstumspotenzial sei besonders im nahöstlichen Raum enorm, der Anteil der Bruttoprämien am Bruttosozialprodukt betrage dort aktuell lediglich ein Prozent. Selbst der von Staatsunternehmen dominierte chinesische Markt biete Potenzial, da er im Vergleich mit westlichen Ländern eine geringe Durchdringung aufweise und die dortige Branche unter einem Mangel an Know-how leide.

Staatsfonds sind für aufstrebende Industrienationen ein geeignetes Instrument, um ihre Leistungsbilanzüberschüsse zu bündeln und strategisch einzusetzen. Besonders die sogenannten Petrodollars der ölproduzierenden Länder sind in diesem Zusammenhang zu nennen. 3.300 Milliarden US-Dollar beträgt das in SWFs verwaltete Vermögen inzwischen ? die Tendenz steigt. Laut Schätzwerten werden Staatsfonds bis 2012 über rund 10.000 Milliarden US-Dollar verfügen (cash-online berichtete hier). (hb)

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