R+V und Europa senken Verzinsung

Mit der R+V Versicherung und dem Direktversicherer Europa fahren die Nummer zwei im deutschen Lebensversicherungsmarkt und der bisherige Spitzenreiter bei der laufenden Verzinsung der Kunden-Sparanteile ihre Überschussbeteiligungen herunter. Wie jedes Jahr wartet die Branche auf das richtungsweisende Signal der Allianz.

RückgangDie zum genossenschaftlichen Finanzverbund gehörende R+V Lebensversicherung aus Wiesbaden senkt ihre laufende Verzinsung im kommenden Jahr von 4,3 auf 4,1 Prozent. Inklusive Schlussüberschussbeteiligung und Mindestbeteiligung an den Bewertungsreserven soll die Gesamtverzinsung mindestens bei 4,65 Prozent liegen, so die R+V. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Versicherer seine Überschussbeteiligung von 4,5 auf 4,3 Prozent reduziert.

Auch der zum Versicherungsbund der Continentale gehörende Direktversicherer Europa, der mit 4,8 Prozent bislang die Spitzenposition im Markt hält, korrigiert seine laufende Verzinsung nach unten.

Ein Sprecher des Unternehmens bestätigte dem Anlegermagazin „Börse Online“, dass für das kommende Jahr 4,5 Prozent vorgesehen sind. Inklusive der Schlussüberschussanteile und stillen Reserven soll die Gesamtzverzinsung 2011 bei 5,06 Prozent liegen. Wie die R+V senkt die Europa ihre Gewinnbeteiligung bereits zum zweiten Mal in Folge, dürfte aber dennoch weiterhin deutlich über dem Branchenschnitt liegen.

Wie jedes Jahr warten viele Assekuranz-Gesellschaften auf die Deklaration des Marktführers Allianz-Leben. Letztes Jahr hatte das Unternehmen erstmals seit sechs Jahren seine Verzinsung gesenkt. In der Regel gibt das Unternehmen seine Entscheidung Mitte Dezember bekannt.

Hintergrund: Kunden einer Lebensversicherung haben Anspruch auf garantierte Versicherungsleistungen. Um diese zu finanzieren, bilden die Versicherer Rückstellungen. Für deren Berechnung legt der Gesetzgeber den sogenannten Garantiezins (aktuell 2,25 Prozent für neu abgeschlossene Verträge) fest. Verträge, die vor 2004 abgeschlossen wurden, erhalten je nach Abschlusstermin weiterhin einen garantierten Zinssatz von bis zu vier Prozent.

Da die Unternehmen bei der Kapitalanlage in der Regel mehr Erträge erzielen, als für die Garantieleistungen erforderlich sind, entstehen Überschüsse. An diesen werden die Kunden traditionell beteiligt. Einerseits über die laufende Überschussbeteiligung, die jährlich zugeteilt wird und andererseits über einen Schlussüberschuss, der anfinanziert und bei Vertragsfälligkeit oder Kündigung ausbezahlt wird.

Durch die anhaltende Niedrigzinsphase ist die Assekuranz unter Druck geraten. Da die Gesellschaften die Mindestverzinsung für ihre Kunden vor allem mit festverzinslichen Vehikeln einfahren, sind langfristig niedrige Kapitalmarktzinsen ein Problem für die Branche. Die künftige Verzinsung ist eng an die zu erwartenden Entwicklungen der Märkte gekoppelt.

Experten rechnen deshalb damit, dass die Gewinnbeteiligungen im nächsten Jahr sinken. Die Überschussdeklaration hängt allerdings auch maßgeblich vom Kapitalanlageergebnis des jeweiligen Versicherers im Vorjahr ab. (hb)

Foto: Shutterstock

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