Solvency II: Swiss-Life-Deutschland sieht für einige schwarz

Cash.: Man hofft also auf erfolgreiche Lobbyarbeit.

Leyh: Der GDV befürchtet zu Recht massive Implikationen. Wenn man sich im Markt umhört, wird deutlich, dass langsam Angst aufkommt. Erste Ziele der Lobbyarbeit werden sein, eine Übergangsphase von fünf bis zehn Jahren und eine Anpassung der Modellannahmen durchzusetzen, insbesondere bei den Parametern der Zinsstrukturkurve. Ich als Verantwortlicher könnte allerdings nicht mehr ruhig schlafen, wenn ich mich darauf verlassen müsste, dass es hoffentlich noch Übergangsfristen oder Anpassungen am Regelwerk geben wird.

Cash.: In Deutschland zählt auch Ihr Unternehmen nicht zu den größten Versicherern. Sind Sie für die Anforderungen gerüstet?

Leyh: Uneingeschränkt ja. Denn für uns gelten seit dem 1. Januar dieses Jahres die Bestimmungen aus dem Swiss-Solvency-Test, die von der Schweizer Aufsichtsbehörde Finma im Nachklang zur dortigen Bankenkrise noch strikter ausgelegt wurden. Wir schätzen, dass die Anforderungen 40 bis 60 Prozent härter ausfallen als die aus Solvency II. Der konzeptionelle Aufwand, sich im Vorfeld darauf einzustellen war enorm. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass uns im Konzern der Aufbau eines internen Modells – im Gegensatz zum deutschen Standardmodell von QIS5 – über das ganze Jahr 2010 sehr beschäftigt hat.

Cash.: Mit welchem Ergebnis?

Leyh: Mit einem Know-how-Vorsprung, den wir uns hart erarbeiten mussten – auch indem wir unsere Kapazitäten bewusst in diesen Bereich und nicht in den Vertrieb gelenkt haben. Wenn man die Anforderungen des Swiss-Solvency-Tests und von Solvency II erfüllen will, wird man nicht gleichzeitig Marktführer. Für die regulierte Zukunft sehen wir uns allerdings mit unserer Kapitalanlage- und Produktstrategie nun ideal aufgestellt. Insgesamt werden Risiko- und fondsbasierte Produkte künftig noch mehr an Bedeutung gewinnen.

Cash.: Inwieweit konnten Sie den Fokus auf die Erfüllung dieser Kriterien gegenüber dem Vertrieb erfolgreich kommunizieren?

Leyh: Das gestaltet sich schwierig. Die Herausforderung war und ist, im Maklervertrieb die komplexe Materie verständlich zu kommunizieren, wie zum Beispiel unsere sicherheitsorientierte, am Swiss-Solvency-Test und damit an der Kapitalanlage-Realität orientierte Überschusspolitik. Das erfordert einiges an Überzeugungs- und Aufklärungsarbeit. Aber wir sind dran.

Interview: Thomas Eilrich

Foto: Alexander von Spreti

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