Absicherung in Grün

Zu den Versicherern, die sowohl mit Ausschlusskriterien arbeiten, als auch nach „Best in Class“ verfahren, gehört Canada Life. So wird beim Fonds Aktien Chance Verantwortung mit „ganz klaren Ausschlusskriterien“ gearbeitet, sagt Dr. Radovic. „Ins Portfolio kommen nur Unternehmen, die bestimmte Anforderungen aus den Bereichen Menschenrechte, Unternehmensethik sowie Umwelt, Tierschutz und Gesundheit erfüllen. Kategorisch abgelehnt werden neben Betreibern von Kernkraftwerken auch Firmen, die Feuer-, Nuklearwaffen oder Streumunition produzieren.“

Der Fonds Aktien Chance Umwelt folgt hingegen dem „Best-in-Class“-Ansatz. Hier müsse der Schwerpunkt der Unternehmen in der nachhaltigen Nutzung von Wasser, Energie und Rohstoffen sowie „einer gesundheitsorientierten Lebensweise liegen“, so Radovic. Beispiele hierfür seien Investitionen in die Wasser- und Abwasseraufbereitung, erneuerbare Energien, Recycling- und Entsorgungsprojekte.

Vertrieb muss nacharbeiten

Dass das Fehlen einheitlicher Kriterien zur Verwirrung der Kunden beiträgt, sieht Professor Schäfer von der Universität Stuttgart allerdings nicht. „Das Problem ist bekannt und betrifft immer wieder Anlage- und Versicherungsprodukte, die neu am Markt oder wenig bekannt sind. Warenstiftungen spielen hier mit ihren Produkttests eine wichtige Rolle, um die interessierte Öffentlichkeit zu informieren“, sagt der Ökonom.

Nach Einschätzung des Wissenschaftlers muss aber vor allem im Versicherungsvertrieb noch nachgearbeitet werden: „Da die Vertriebe von Altersvorsorgeprodukten extrem erfolgsabhängig gesteuert sind, dürfte ein so erklärungsbedürftiges Produkt wie eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Altersvorsorge beim einzelnen Berater eher ins Hintertreffen geraten“, so Schäfer. Hier müssten der Wille und die Vorgaben der Vertriebsleitungen im Zusammenspiel mit einer passenden Beraterqualifizierung noch weiterentwickelt werden.

Bei Canada Life zeigt man sich gewillt, die sogenannten „Lohas“ (Lifestyles of Health and Sustainability)-Konsumenten stärker anzusprechen: „In Deutschland gehören immerhin schon 20 Millionen Menschen zu den sogenannten ‚Lohas‘, also Menschen, denen Verantwortung, Nachhaltigkeit und Gesundheit wichtig ist. Nun geht es darum, diese im Beratungsprozess verstärkt zu erkennen und zu erreichen“, sagt Vertriebsspezialist Radovic.

Um den grünen Charakter eines Finanzprodukts beim Kunden stärker herauszustellen, ist laut Schäfer zudem ein entsprechendes Labelling bedenkenswert. Er verweist dazu auf den Erfolg, den es in anderen Gebieten des nachhaltigen Wirtschaftens gebe, so vor allem im Bereich der Bio-Landwirtschaft. Allerdings gehört Bio-Ware bekanntlich zu den teureren Produkten im Lebensmittelhandel. Wie verhält es sich bei Versicherungen?

Zur Kostenfrage äußern sich die Versicherer vergleichsweise verhalten. So teilt der Volkswohlbund mit, man kenne den Vorwurf, dass das Fondsmanagement zu stark auf die Rendite drücken würde, man sehe darin aber zumindest keine Spezialität von Nachhaltigkeitsfonds. „Bei aller Kostensensibilität solle man immer im Blick haben, was unterm Strich bei der Kapitalanlage herauskommt“, betont Schröder.

Seite 6: Screening kostet Geld

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