Unisex-Tarife: „Durchschnittsprämien fallen spürbar höher aus“

Die große Mehrheit der Verbraucher weiß nicht, was sie von der Unisex-Einführung zu erwarten hat. Dazu befragte Cash. Axel Kleinlein, den Vorstandsvorsitzenden des Bundes der Versicherten (BdV).

Axel Kleinlein, Bund der Versicherten (BdV)
Axel Kleinlein, Bund der Versicherten (BdV)

Cash.: Wie bewertet der Bund der Versicherten die Einführung der Unisex-Tarife?

Kleinlein: Die Einführung der Unisex-Tarife führt zu einer weiteren Zunahme der Intransparenz. Es wird nur in wenigen Fällen nachvollziehbar sein, wie die Umstellung von Bisex auf Unisex vollzogen wird.

Leider führt der Unisex dazu, dass die Prämien im Durchschnitt spürbar höher ausfallen werden. Die Versicherer werden also durch den Unisex erst einmal mehr Geld bekommen, obgleich keine zusätzlichen Leistungen anfallen.

Da wäre es um so wichtiger, dass die Kunden auch an diesen zusätzlichen Gewinnen angemessen beteiligt werden. Das sehen wir aber leider derzeit nicht.

Cash.: Nur wenige Versicherer haben bereits Unisex-Tarife im Angebot, stattdessen hat die Assekuranz vor allem Übergangstarife und Umtauschgarantien im Angebot. Wie bewerten Sie diese Instrumente aus Verbrauchersicht?

Kleinlein: Nur die wenigsten dieser „Übergangsinstrumente“ sind überhaupt für einen Laien verständlich. Auch nur für wenige Kunden könnten sie unter Umständen nützlich sein. Leider werden aber viele Kunden durch diese Instrumente in unpassende Produkt gelockt.

Cash.: Laut einer aktuellen Umfrage kennen sich rund 80 Prozent der Deutschen mit dem Thema Unisex-Einführung nur schlecht aus. Sehen Sie Handlungsbedarf?

Kleinlein: Es ist verblüffend, dass nach dieser Umfrage etwa ein Fünftel der Bevölkerung meint gut informiert zu sein. Ich bezweifle, dass dem tatsächlich so ist.

Das Thema Unisex spielt nur für einen kleinen Teil der Bevölkerung tatsächlich eine Rolle, nämlich für diejenigen, die wirklich in den nächsten Monaten einen neuen Versicherungsvertrag benötigen.

Leider schließen aber viele Verbraucher noch zu viele Verträge ab, die sie gar nicht benötigen. Der hauptsächliche Handlungsbedarf besteht darin, die Verbraucher darüber zu informieren, welche Verträge sie wirklich brauchen. Das hat erst einmal gar nichts mit Unisex zu tun.

Cash.: Was raten Sie Männern und Frauen, die demnächst einen Versicherungsabschluss planen?

Kleinlein: Sie sollten genau überlegen, ob sie einen Versicherungsvertrag brauchen, dann gilt es zu prüfen, welche Art von Vertrag der passende ist. Im nächsten Schritt gilt es, die genaue Ausgestaltung des Vertrages festzulegen. Schließlich müssen dann die unterschiedlichen Angebote in Hinblick auf das Preis-Leistungs-Verhältnis geprüft werden.

Erst zum Schluss kann es wichtig sein, sich mit der Frage um den Unisex zu beschäftigen. Dieser sollte also keine Rolle bei der Planung spielen.

Cash.: Versicherer operieren bei der Tarifkalkulation mit Sicherheitszuschlägen, um die künftige Unisex-Nachfrage zu steuern. Rechnen Sie bei den Frauen für 2013 trotzdem mit einer Wechselwelle innerhalb der PKV?

Kleinlein: Das kommt auch mit darauf an, wie diese neuen Tarife ausschauen werden. Neben dem Unisex können auch die niedrigen Zinsen und die „normalen“ Preissteigerungen zu erheblichen Preisänderungen führen. Wir erwarten daher einiges an Bewegung innerhalb der PKV-Bestände. Dabei ist der Unisex aber nur einer von mehreren Faktoren.

Das Gespräch führte Lorenz Klein.

Fotos: Shutterstock / BdV

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