Bewertungsreserven-Neuregelung: „Für Gesamtheit der Kunden ginge kein Euro verloren“

Die WWK Lebensversicherung sieht sich für die Niedrigzinsphase weiter gut gerüstet. Der Vorstandsvorsitzende Jürgen Schrameier erläutert, warum er eine Kürzung der Bewertungsreserven dennoch für richtig hält und in welchen Bereichen die Münchener wachsen wollen.

Bewertungsreserven: Jürgen Schrameier
„Die Rentenversicherung ist nach wie vor eine empfehlenswerte Form der Altersvorsorge.“

Cash.: Nachdem Deutschland gewählt hat, wird wohl schon bald wieder eine mögliche Kürzung der Bewertungsreserven für die Versicherten auf der politischen Agenda stehen. Wie bewerten Sie die gegenwärtige Regelung?

Schrameier: Die 2008 eingeführte Regelung, auslaufende oder gekündigte Verträge hälftig an den Bewertungsreserven, insbesondere auch von Zinspapieren, beteiligen zu müssen, führt zu einer Bevorteilung dieser Versicherungsverträge zu Lasten aller anderen Verträge. Wir würden daher eine Neuregelung begrüßen, die wieder zu mehr Gerechtigkeit zwischen den Vertragsgenerationen führt.

Wie sollte die Neuregelung Ihrer Meinung nach aussehen?

Eine Begrenzung der Beteiligung der Versicherten an den Bewertungsreserven, wie vom Bundestag bereits im November 2012 beschlossen, wäre ein richtiger Schritt. Wie bekannt, konnte sich der einberufene Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat allerdings nicht auf eine Reform verständigen.

Ich möchte an dieser Stelle allerdings noch einmal betonen: Es geht um mehr Gerechtigkeit für die Versichertengemeinschaft und den Erhalt garantiesichernder Bewertungsreserven. Für die Gesamtheit der Versicherten würde durch die diskutierte Neuregelung kein Euro verloren gehen.

Die US-Notenbank behält den Kurs der lockeren Zinspolitik bei und auch im Euro- Raum deutet nichts auf eine schnelle Zinswende hin. Wie stehen Sie vor diesem Hintergrund zu einer weiteren Absenkung des Garantiezinses von derzeit 1,75 Prozent zum 1. Januar 2014 oder zu einem späteren Zeitpunkt?

Eine weitere Absenkung des sogenannten Höchstrechnungszinses würde die Vorsorgeprodukte der Versicherungswirtschaft für Neukunden auf den ersten Blick nicht gerade attraktiver machen. Allerdings halte ich Rentenversicherungen nach wie vor für eine empfehlenswerte Form der Altersvorsorge. Es gibt kein anderes Produkt, das die Risiken der finanziellen Unterversorgung im Alter so effektiv abdeckt.

Zudem wird in der aktuellen Diskussion ja oft verschwiegen, dass Lebens- und Rentenversicherungen über die eigentliche Kapitalanlage hinaus auch Lebensrisiken abdecken und sich damit deutlich von reinen Geldanlageprodukten abheben.

Wenn man außerdem bedenkt, wie unmittelbar die Volatilität an den Kapitalmärkten auf Investment- beziehungsweise Sparanlagen durchschlägt, dann darf man doch konstatieren, dass die Versicherer mit ihren langfristigen Garantiezusagen nicht nur sehr verlässliche, sondern auch weiterhin durchaus attraktive Partner im Vorsorgemarkt sind.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang allerdings eine sorgfältige Wahl des Versicherungspartners. Wenn der Anbieter gut gewählt ist, ist meist auch die variable Überschussbeteiligung auf lange Frist hinreichend sicher. Kunden sollten daher auf finanzstarke Unternehmen mit starker Eigenmittelausstattung achten.

Welche Herausforderungen und Produkttrends erwarten Sie für 2014 in den Bereichen Altersvorsorge und Biometrie?

Wir gehen davon aus, dass sich die Niedrigzinsphase weiter fortsetzen wird. Das wird das Altersvorsorgegeschäft nicht einfacher machen. Dennoch sehen wir vor allem im Bereich der betrieblichen und der geförderten Altersversorgung gute Chancen für den Vertrieb. Ebenso schätzen wir die Aussichten für alle Produkte zur Absicherung biometrischer Risiken als gut ein.

Auch die private Altersvorsorge in der sogenannten dritten Steuerschicht wird ihren Stellenwert nicht verlieren, denn aufgrund der wachsenden Unsicherheiten hinsichtlich der gesetzlichen Umlagesysteme wird sich kaum jemand der Notwendigkeit einer individuellen Zukunftsvorsorge verschließen können. Als einer der substanzstärksten Lebensversicherer in Deutschland sehen wir uns hier gut gewappnet.

Interview: Lorenz Klein

Foto: Tobias Tschepe / WWK

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