Biometrie: Blick auf die eigentlichen Risiken

Beim Umsatz dominieren aus Sicht der Makler Dialog, Europa und Hannoversche, wobei Zurich und Allianz in der Gunst der Makler zuletzt deutlich aufgeholt haben. Bei Zurich Deutscher Herold ist das sicher kein Zufall. Die Risiko-Lebensversicherung, die bereits als „Risiko Premium“ auf dem Markt war, wurde Anfang dieses Jahres durch besonders risikogerechte Preisgestaltung und Einführung zusätzlicher Risikomerkmale modernisiert. Neben der Abfrage des Rauchverhaltens werden nun auch der Body-Mass-Index durch Abfrage von Größe und Gewicht sowie die berufliche Qualifikation (Ausbildung und Anteil der Bürotätigkeit) einbezogen.

Quelle: Maklermanagement.ag; Angaben in Prozent

Die Tarifvariante „Risikoleben Basis“ ist auf eine konstante Todesfallsumme bei freier Wahl der Überschussverwendung reduziert. Damit kostet es im Vergleich zum Top-Tarif rund 20 Prozent weniger Beitrag und erreicht laut Zurich „nahezu das Preisniveau von Direktversicherern“. Wer dagegen Wert auf Flexibilität legt, ist mit dem Tarif „Risikoleben Top“ besser bedient. Vorteile: vorgezogene Todesfallleistung bei schwerer Krankheit, bei Bedarf nachträgliche Anpassung des Schutzes und die kostenlose Mitversicherung von Kindern bis zu 5.000 Euro. Außerdem lässt sich Schutz gegen Berufsunfähigkeit einschließen. Der Kunde kann wählen, ob die Todesfallsumme während der Vertragslaufzeit jährlich linear fällt oder konstant bleibt. Fallende Summen sind bei Erwerb von Wohneigentum und Existenzgründung sinnvoll.

Trend geht zu Cross-Over-Deckungen

Ein neuer Trend sind sogenannte Cross-Over-Deckungen, die mehrere biometrische Risiken in einer einzigen Police abdecken. Dazu gehört die Existenzversicherung „Cardea Safety First“, eine Risiko-Lebensversicherung mit vier Zusatzdeckungen der Prisma Life: Rente gibt es bei Unfallinvalidität, Pflegebedürftigkeit oder Verlust der Grundfähigkeiten, eine Kapitalzahlung bei schwerer Krankheit oder Tod. Anbieter wie Axa und Allianz bieten solche Elemente in ihren Existenzschutz-Angeboten nur zum Teil. Bei Axa sind vier Extremfälle versichert: schwerer Unfall mit mindestens 50 Prozent Invalidität, schwere Schädigung wichtiger Organe, Verlust von Grundfähigkeiten und Pfl egebedürftigkeit ab Stufe I.

Bei Cardea ist der Katalog mit 38 schweren Krankheiten derzeit der umfassendste auf dem Markt. Aber es gibt Grenzen. So fließt Geld nach Unfall erst ab 50 Prozent Invaliditätsgrad. Günstig: Man kann innerhalb von zehn Jahren nach Abschluss in eine Cardea-BU-Police wechseln, wobei nur drei Gesundheitsfragen geprüft werden. Ergänzend zur Basisabsicherung gibt es vier Zusatzbausteine.

So kann die Leistung im Todesfall (Risiko plus) und bei schweren Krankheiten (Dread Desease plus) ohne erneute Risikoprüfung verdoppelt werden. Oder die Cardea übernimmt die Beiträge im Rentenfall für einen bestehenden Altersvorsorgevertrag (Vorsorge plus). Unterm Strich ist dies ein gutes Angebot für die Basisabsicherung existenzieller Risiken.

Es herrscht ein harter Wettbewerb um gute Risiken

Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten einen rasanten Aufschwung erfahren. Gute und sehr gute Tarife sind fast schon die Regel. Im aktuellen Rating von Morgen & Morgen vom Mai 2013 waren unter 362 untersuchten Tarifen von 75 Anbietern fast die Hälfte (153 Tarife) mit der Gesamtwertung „ausgezeichnet“ (fünf Sterne). Besonders hoch in der Gunst der Makler stehen laut Smartcompagnie Tarife von Alte Leipziger, Nürnberger und Swiss Life. Der Leistungs- und Bedingungswettbewerb ist fast ausgereizt.

Laut Morgen & Morgen funktioniert ein beinharter Wettbewerb um die „guten“ Risiken. Er wird über den Preis geführt und schlägt sich in einer zunehmenden Berufsgruppendifferenzierung nieder. „Gewinner sind die Berufe mit dem geringsten Risiko“, so Stephan Schinnenburg, Geschäftsführer von Morgen & Morgen. Gleichzeitig stellt Morgen & Morgen zunehmenden Service der Versicherer fest. „Man bedient sich neuer Technologien und vereinfacht Prozesse“, so Schinnenburg. „Immer mehr Versicherer nutzten Tele-Underwriting, Tele-Claiming, Tools zur Risikoeinschätzung direkt im Verkaufsgespräch sowie individuelle Apps.“

Zu den guten Risiken gehören auch die jungen Kunden. Die Versicherer umgarnen sie mit speziellen Tarifen für Auszubildende und Studenten. Noch billiger wird es bei sogenannten Starterpolicen, mit denen in jüngster Zeit vor allem auch Generali, HDI-Gerling, Stuttgarter und Volkswohl Bund punkten. Die Tarife bieten von Anfang an volle Leistung bei deutlich gemindertem Beitrag. So können beispielsweise 18-Jährige 1.000 Euro monatliche BU-Rente schon für anfänglich 14 Euro Monatsbeitrag versichern. Die Beiträge sind in den Anfangsjahren risikogerecht, also nach dem tatsächlichen Lebensalter kalkuliert. Mit zunehmendem Alter steigen auch die Beiträge, und zwar über den Normalbeitrag hinaus. Der Preis für den niedrigen Einstiegsbeitrag wird also später bezahlt.

Autor Detlef Pohl ist freier Finanzjournalist und Versicherungsexperte in Berlin.

Foto: Morgen & Morgen

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