„Vierprozenter werden nicht herausgekauft“

Trotz Niedrigzinsniveau können die deutschen Versicherer mit einem Beitragszuwachs von zwei Prozent ein stabiles Geschäftsjahr 2012 vorweisen. Der Befürchtung, dass die Garantien in der Lebensversicherung langfristig nicht mehr zu erfüllen seien, trat der Branchenverband GDV entschieden entgegen.

GDV: Dr. Alexander Erdland
Erdland: „Mit der Beitragsentwicklung sind wir nicht zuletzt vor dem Hintergrund der andauernden Euroschuldenkrise zufrieden.“ (Archiv-Bild)

Insgesamt verzeichneten die Versicherer in Deutschland Beitragseinnahmen in Höhe von fast 182 Milliarden Euro (plus zwei Prozent). Dabei wuchsen die Einnahmen in der Lebensversicherung um 0,6 Prozent auf 87 Milliarden Euro, die privaten Krankenversicherer (PKV) erzielten ein Beitragsplus von 2,9 Prozent auf 36 Milliarden Euro und die Schaden- und Unfallversicherung verzeichnete einen Anstieg von 3,7 Prozent auf 59 Milliarden Euro. Dies verkündete der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am Mittwoch bei der Vorstellung der Branchenzahlen in Berlin.

Erdland kritisiert abermals „historisch niedrige Zinsen“

Auch für 2013 rechne der Verband mit einem positiven Beitragsplus auf Höhe des Niveaus von 2012, so GDV-Präsident Dr. Alexander Erdland. Der Verband sei mit diesem Ergebnis zufrieden, allerdings gebe es auch Anlass zur Sorge. So werde die schwache Konjunktur in Europa durch eine „überaus expansive Geldpolitik“ gestützt, sagte Erdland. „Die Folgen sind – ebenfalls unverändert – historisch niedrige Zinssätze“, kritisierte der GDV-Präsident.

Erdland ergänzte, dass Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble angedeutet habe, dass das Zinsniveau bald wieder ansteigen werde. Dies sei auch auf die Arbeit des GDV zurückzuführen, entgegnete Erdland auf die Kritik, dass die Versicherer sich zu wenig gegen die „existenzgefährdene Niedrigzinsphase“ zur Wehr setzen würden.

Die Niedrigzinsphase erschwert es den Lebensversicherern zunehmend, die versprochenen Garantien für ihre Kunden zu erwirtschaften. Auf die Frage, wie lange die Versicherer dies durchhalten können, äußerte sich GDV-Manager Dr. Markus Faulhaber optimistisch: „Die Garantien sind weiter sicher finanziert. Wir haben keine Zweifel, dass die Unternehmen ihrer Verpflichtung nachkommen werden“.

„Die Verträge sind geschlossen“

Zudem erteilte Faulhaber Mutmaßungen von Experten eine Absage, wonach einige Gesellschaften bei der Finanzaufsicht BaFin eine zeitweise Aussetzung der Mindestüberschussbeteiligung aus Lebensversicherungsverträgen beantragt haben oder Lebensversicherungskunden mit hoch dotierten Verträgen, mit einem Garantiezins von vier Prozent, in andere Vertragsformen gelockt werden sollen: „Die Vierprozenter werden nicht herausgekauft, die Verträge sind geschlossen“, so Faulhaber.

Riester-Rente stürzt ab

Dennoch sind die Kunden verunsichert. Dies zeigt sich auch am Neugeschäft in der Lebensversicherung, das um 2,6 Prozent zurückging (siehe Grafik). Vor allem die staatlich geförderte Riester-Rente erlebte mit einem Rückgang von 36 Prozent einen herben Einbruch. Erdland nahm dies zum Anlass, um an die Politik zu appellieren, bei der Stärkung der privaten Altersvorsorge nicht nachzulassen. Der Ausbau des Drei-Säulen-Modells bleibe alternativlos, betonte der GDV-Präsident. (lk)

Foto: GDV / Uli Jooss

Grafik: GDV

 


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