„Geringer Zins ist krisenbedingt gerechtfertigt“

Laut Dr. Alexander Erdland, Präsident des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft, verzeichneten die Lebensversicherer im vergangenen Jahr zinsbedingte Mindereinnahmen von vier Milliarden Euro. Wie bewerten Sie das?

Die Versicherer haben natürlich zurzeit große Probleme, den in der Vergangenheit versprochenen Garantiezins auf dem Kapitalmarkt als Rendite zu erwirtschaften. Der geringe Zins ist aber konjunkturell und krisenbedingt gerechtfertigt.

Bei höheren Zinsen würden die Einkommen, aus denen gespart wird, gar nicht entstehen.

Laut Erdland sorgt die Niedrigzinspolitik allerdings für Verunsicherung beim Thema private Altersvorsorge, deren Notwendigkeit aufgrund des demografischen Wandels ungebrochen sei.
Stimmen Sie ihm zu?

Eine Volkswirtschaft kann sich grundsätzlich gegen die demografische Alterung „versichern“, indem sie Forderungen gegenüber dem „Rest der Welt“ aufbaut, also netto exportiert. Die Krise hat aber gezeigt, dass solche Forderungen manchmal abgeschrieben werden müssen.

Alternativ kann eine alternde Gesellschaft in den eigenen Kapitalstock investieren. Der aktuell niedrige Zins kann zum Beispiel genutzt werden, um öffentliche Infrastrukturinvestitionen vorzuziehen, sich also heute billig zu verschulden. Die nächste Generation wird dadurch entlastet und kann später im Gegenzug einen höheren Transfer an die dann ältere Generation leisten.

Interview: Lorenz Klein

Foto: HWWI

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