Unisex-Tarife: Teurer aber meistens besser

„Unisex“ hat viele Versicherungen teurer gemacht, oft jedoch auch besser – so lautet eine Einschätzung des Analysehauses Franke und Bornberg. In der privaten Krankenversicherung (PKV) schwanken die Beitragserhöhungen für Männer demnach zwischen vier und 62 Prozent.

Michael Franke, Franke & Bornberg

Drei Monate nach Einführung der gleichgeschlechtlichen Kalkulation hätten sich die Vorhersagen bestätigt, teilt Franke & Bornberg in Hannover mit.

In der privaten Krankenversicherung (PKV) hätten fast alle Anbieter im Zuge der Unisex-Umstellung ihre Tarifwerke überarbeitet und neue Produktlinien konzipiert. Das Ergebnis seien bessere Leistungen, oft für deutlich mehr Geld, urteilen die Versicherungsexperten des Analysehauses. Neben Unisex habe auch ein abgesenkter Rechnungszins zu den Beitragserhöhungen geführt. So kalkulierten die Anbieter statt mit 3,5 Prozent jetzt überwiegend mit 2,75 Prozent.

PKV: Männern zahlen bis zu 62 Prozent mehr

Je nach Tarif und Anbieter schwanken die untersuchten Beitragserhöhungen für Männer in der PKV zwischen vier und 62 Prozent. Ein 30-Jähriger zahle bei Abschluss einer Krankenvollversicherung monatlich im Schnitt 28 Prozent oder 74 Euro mehr als noch im Vorjahr, rechnen die Analysten beispielhaft vor.

Große Bandbreite bei Frauen

Für Frauen wurden in der PKV lange Zeit Prämiensenkungen erwartet. Diese Prognose hat sich nach Angaben von Franke & Bornberg jedoch nur teilweise bestätigt. Demnach zeigt die Analyse, dass im Durchschnitt die Beiträge nicht sinken, sondern je nach Angebot günstiger aber auch teurer ausfallen können. Die Bandbreite reiche dabei von minus 24 Prozent bis zu plus 37 Prozent, heißt es.

Unisex räumt mit Billigtarifen auf

„Qualität hat in der PKV zunehmend ihren Preis. Denn mit den neuen Beiträgen steigen die Leistungsstandards, während immer mehr Billig- und Einsteigertarife vom Markt verschwinden“, sagt Michael Franke, Geschäftsführer von Franke und Bornberg. „Das senkt das Risiko erheblich, auf Behandlungskosten sitzen zu bleiben.“

Makler müssen bei Berufsunfähigkeitsversicherungen genau hinschauen

Was die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) betrifft, so müsse die Beitragshöhe anhand des nun erwarteten Geschlechterverhältnisses neu kalkuliert werden, erklären die Analysten. Erwartungsgemäß gäbe es für Frauen im Durchschnitt Beitragsersparnisse, während es für Männer etwas teurer werde, so Franke. „Bei Anbietern, die gleichzeitig ihre Tarifkalkulation geändert haben, gibt es in Abhängigkeit vom konkreten Beruf aber auch völlig abweichende Entwicklungen. Von deutlich teurer bis erheblich günstiger ist alles möglich.“

Für den Bankkaufmann zum Beispiel steigen demzufolge die Beiträge im Vergleich zur Bisex-Kalkulation im Mittel um vier Prozent an. Bankkauffrauen sparen durchschnittlich elf Prozent. „Jeder Anbieter handhabt die Beitragsänderungen anders“, meint Franke. Makler müssten daher genau vergleichen, um einen optimalen und zugleich bezahlbaren BU-Schutz für ihren Kunden zu finden. Oft lohne sich ein Blick über die Basis-BU hinaus – auch Temporäre BU, Erwerbsunfähigkeits- oder Grundfähigkeitsversicherung könnten eine individuell passende Absicherung bieten, so Franke.

Unisex senkt Garantierente für Männer

Bei Rententarifen wirke die Unisex-Umstellung hauptsächlich auf die Höhe der Rentenleistungen, heißt es weiter. „Einer um circa sechs Prozent gesunkenen Garantierente für Männer steht bei jeweils zwölfjähriger Laufzeit eine um durchschnittlich drei Prozent höhere Rente für Frauen gegenüber“, erklären die Analysten. Wird die branchenweit gesenkte Überschussbeteiligung eingerechnet, ergibt sich aus einer Überkompensation des Unisex-Effekts heraus jedoch bei längeren Laufzeiten auch für Frauen ein Minus.

Grundlage der Trendaussagen von Franke & Bornberg ist nach eigenen Anagben die Analyse von bislang 34 PKV-Tarifen verteilt auf 17 Gesellschaften, 22 Tarifwerken von 22 BU-Versicherern sowie 30 klassische Rententarife von ebenfalls 30 Unternehmen. (lk)

Foto: Stefan Neuenhausen

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