bAV: „Vorsorge mit Wow-Effekt“

Kompliziert, aber lohnenswert – dieser Ruf eilt der betrieblichen Altersversorgung voraus. Cash. sprach mit vier bAV-Experten aus der Assekuranz über das Versorgungsniveau in der bAV und mögliche Wege, den Ausbau der Betriebsrente voranzutreiben.

Björn Bohnhoff, Leiter betriebliche Altersversorgung, Zurich (oben links); Dr. Henriette Meissner, Generalbevollmächtigte bAV, Stuttgarter Lebensversicherung (oben rechts); Dr. Stefanie Alt, Geschäftsführerin, Nürnberger Beratungs- und Betreuungsgesellschaft für bAV (unten links); Fabian von Löbbecke, Vorstandsvorsitzender, Talanx Pensionsmanagement.

Der Rentenexperte Professor Dr. Bert Rürup kritisiert in einer aktuellen Studie, dass zwar etwa die Hälfte der Beschäftigten in der Privatwirtschaft einen Anspruch auf eine Betriebsrente habe, allerdings seien diese Ansprüche in aller Regel zu gering. Wie ist dem Problem beizukommen?

Björn Bohnhoff, Leiter betriebliche Altersversorgung, Zurich: Angesichts der fortdauernden Niedrigzinspolitik, die zu einer deutlichen Stärkung des Konsums geführt hat, ist es natürlich schwer, die Menschen zum Sparen und zum langfristigen Vorsorgen zu animieren. Die Vermittlerschaft ist deshalb mehr denn je gefragt, den Bedarf des Kunden aufzuzeigen und ihm eine individuelle Lösung anzubieten. Aufgrund des Niedrigzinses wird es künftig sogar noch viel wichtiger, frühzeitig vorzusorgen, um den langfristigen Effekt des Sparens zu nutzen.

Fabian von Löbbecke, Vorstandsvorsitzender, Talanx Pensionsmanagement: Das möchte ich gerne unterstreichen: Sieben von zehn Menschen wissen mittlerweile, dass sie zu wenig für die Altersvorsorge tun. Die Frage ist, wie wir diese Menschen erreichen können, um sie vom Nutzen einer betrieblichen Altersversorgung zu überzeugen. Das ist ein vertrieblicher Auftrag an uns alle – und den müssen wir auch wahrnehmen. Zugleich muss die Politik natürlich weiter an den gesetzlichen Rahmenbedingungen arbeiten. Ich bin aber guter Dinge, dass dies auch passieren wird.

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Dr. Henriette Meissner, Generalbevollmächtigte bAV, Stuttgarter Lebensversicherung: Es muss ein klares Signal von der Politik kommen, dass private Vorsorge notwendig und richtig ist. Denn sie erstreckt sich über dreißig, vierzig oder gar fünfzig Jahre – eine momentane Niedrigzinsphase macht sich in solch langem Zeitraum nur als Episode bemerkbar. Leider gibt es immer wieder Stimmen aus der Politik, die wieder einen Schwenk zur gesetzlichen Rente fordern. Ich denke, ein demografisch gesteuertes System und ein rückdeckungsgesteuertes System mit Kapitalanlage ist auf Dauer die richtige Kombination – das darf nur nicht in Vergessenheit geraten.

Frau Dr. Alt, wie beurteilen Sie das Versorgungsniveau in der bAV?

Dr. Stefanie Alt, Geschäftsführerin, Nürnberger Beratungs- und Betreuungsgesellschaft: Das Versorgungsniveau ist insgesamt zu niedrig. Dies gilt auch und insbesondere für arbeitgeberfinanzierte Versorgungen. Aus meiner Sicht muss von den Vermittlern verstärkt kommuniziert werden, wie vorteilhaft die betriebliche Altersversorgung ist. Wir haben in den letzten Monaten die Wirtschaftlichkeitsfaktoren der bAV nochmals herausgearbeitet und beim Durchrechnen festgestellt, dass die bAV über alle Einkommensschichten hinweg die effizienteste Form der Altersversorgung ist. Das gilt es, den Mitarbeitern klarzumachen.

Seite zwei: „Kleine und mittelständische Unternehmen abholen“

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