„Die bKV ist in der politischen Diskussion angekommen“

Die betriebliche Krankenversicherung (bKV) gilt als Wachstumssegment. Frank Kettnaker, Mitglied des Vorstands der Hallesche Krankenversicherung, spricht im Interview über die Perspektiven der bKV und die Positionierung der Hallesche.

Frank Kettnaker: „Wir bieten den Unternehmen einfache und schlanke Lösungen und berücksichtigen so deren individuelle Bedürfnisse. Insofern können wir als Hallesche die Kritik an der Branche nicht nachvollziehen.“

Cash.: Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage ist vielen Arbeitnehmern die Versorgung als Privatpatient wichtiger als die Nutzung eines Dienstwagens. Warum bleibt die Zahl der Abschlüsse in der betrieblichen Krankenversicherung (bKV) trotzdem hinter den Erwartungen zurück?

Kettnaker: Ein Nachfrageproblem können wir jedenfalls nicht feststellen, das Interesse ist nach wie vor groß. Der bKV-Markt ist noch jung, zeigt sich derzeit sehr dynamisch und er erscheint vielen Marktteilnehmern dementsprechend noch relativ intransparent.

Zum einen bedarf es seitens der Anbieter eines spezialisierten Betreuungsangebots für die Vertriebspartner, denn die Modalitäten aus dem Krankenversicherungsgeschäft mit Privatkunden können natürlich nicht in allen Aspekten eins zu eins auf das Firmenkundensegment übertragen werden.

Zum anderen ist die zeitliche Abfolge bis zur Implementierung einer bKV im Unternehmen naturgemäß länger – in der bAV war das nicht anders. Während es in kleineren Betrieben noch relativ kurze Entscheidungswege gibt, sind in mittleren und größeren Unternehmen meist mehrere Instanzen an der Entscheidungsfindung beteiligt. Und je größer ein Unternehmen, desto unflexibler werden kurzfristige Eingriffe in bestehende Budgetplanungen gehandhabt.

Es ist doch so: War beispielsweise die Entscheidung für eine bKV bis spätestens Mitte 2014 noch nicht final getroffen, ist sie für 2015 nicht in den Budgets des Unternehmens berücksichtigt und kann erst ab Anfang 2016 als Investition ausgabewirksam in den Büchern stehen.

Der Gesetzgeber hat den Vermittlern mit dem Wegfall der 44-Euro-Freigrenze ein beliebtes Vertriebsargument für die bKV genommen. Mit welchen alternativen Argumenten sollten Vertriebspartner an die Unternehmen herantreten?

Kettnaker: Die Befreiung von der Lohnsteuer- und Sozialabgabepflicht stellte eines von vielen Argumenten für eine bKV dar, doch keinesfalls das zentrale. Die Sachbezugsregelung war insbesondere bei kleinen Unternehmen ein zusätzlicher Verstärker für die bKV. Hier konnte in der Tat mit geringem monetären Aufwand ein hoher finanzieller Mehrwert für Mitarbeiter erreicht werden.

In etwas größeren Unternehmen war die 44-Euro-Freigrenze bereits häufig durch Essenszuschüsse, Tankgutscheine oder dergleichen teilweise oder komplett ausgeschöpft. Diese Firmen waren also vom geänderten Sachverhalt – der uns zugegebenermaßen vor gut einem Jahr alle überrascht hat, zumal ein positives Urteil des Bundesfinanzhofs aus dem Jahr 2011 vorlag – überhaupt nicht betroffen.

Man kann dem Ganzen aber auch etwas Positives abgewinnen. Die bKV ist heute in der politischen Diskussion angekommen. Die gesellschaftliche Bedeutung von privater Vorsorge über den Arbeitgeber findet dort grundsätzlich Anerkennung. Möglicherweise war dies ein wichtiger Impuls, um langfristig günstige Rahmenbedingungen für die bKV zu schaffen.

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Aber das Faszinierende an der bKV ist ja, dass mit nur einem einzigen Instrument einer Vielzahl von Herausforderungen in den Unternehmen begegnet werden kann: Das gilt für die Mitarbeitergewinnung, -bindung und -zufriedenheit ebenso wie für die Gesunderhaltung der Belegschaft und den Erhalt ihrer Leistungsfähigkeit und reicht bis hin zu Aspekten wie der Wahrnehmung sozialer Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern.

Sollten all die Punkte bereits im „grünen“ Bereich liegen, dokumentiert die bKV gegenüber Partnern und der Öffentlichkeit die bewusste und nachhaltige Personalpolitik des Unternehmens und erzeugt so einen nicht zu unterschätzenden Imagegewinn.

„Spezialisierte Vermittler werfen den Versicherern vor, bislang zu wenig auf die individuellen Bedürfnisse der Unternehmen und ihrer Mitarbeiter einzugehen“, lautet eine Erkenntnis der „Süddeutsche Zeitung“ nach einer von ihr ausgerichteten bKV-Fachtagung Ende September. Können Sie die Kritik an der Branche nachvollziehen?

Uns war schnell klar, dass es nicht damit getan ist, die klassischen Zusatzversicherungsangebote einfach auf das Firmenkundengeschäft zu übertragen. Die Hallesche bietet rund 20 speziell entwickelte Einzelbausteine an, die sich individuell miteinander kombinieren lassen. In der arbeitgeberfinanzierten bKV sorgen Einheitsbeiträge über alle Altersstufen hinweg für ein Höchstmaß an Budgetsicherheit für die
Unternehmen.

Seite zwei: „Vorsorge ist eine Leistung, von der jeder sofort profitieren kann“

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