„Vorsorgebedarf orientiert sich nicht am Garantiezins“

Stephan Schinnenburg, Vorstand der Ergo Beratung und Vertrieb AG, bekennt sich im Gespräch mit Cash. zum Markt der unabhängigen Vermittler und spricht über künftige Vergütungsmodelle sowie die Zukunft der Lebensversicherung.

Stephan Schinnenburg: „Wir wollen bis spätestens zur Einführung eines neuen Vergütungssystems in 2018 auf das LVRG reagieren.“

Cash.: Herr Schinnenburg, vor gut einem halben Jahr sind Sie vom Analysehaus Morgen & Morgen zur Ergo Beratung und Vertrieb AG gewechselt. Was hat Sie zu dem Wechsel bewogen und was reizt Sie an der neuen Aufgabe?

Schinnenburg: Mich reizt es, bei einem „Vollsortimenter“ wie Ergo Verantwortung zu übernehmen. Die Gruppe ist seit 2010 eine gut positionierte Marke. Gleichzeitig hat sie aber auch mit DKV, D.A.S. und ERV traditionelle und teilweise über Jahrzehnte etablierte Marken im Portfolio.

Über 18,1 Milliarden Euro Beitragseinnahmen, 126 Milliarden Euro Kapitalanlagen und mehr als 46.000 Mitarbeiter und Vertriebspartner machen Ergo zudem zu einer der größten Versicherungsgruppen in Deutschland. Wichtig für mich war und ist auch das klare Bekenntnis zum Markt der unabhängigen Vermittler, in dem wir in den nächsten Jahren noch stärker wachsen möchten.

Unter dem Dach der Ergo Beratung und Vertrieb werden seit April 2014 die Vertriebe der Ergo gebündelt. Inwieweit ist Ihnen die Zusammenführung gelungen?

Die Ergo Beratung und Vertrieb AG, kurz EVB, ist eine Tochtergesellschaft der Ergo. Sie vereint zunächst die bisherigen Ausschließlichkeitsorganisationen der D.A.S., DKV, Ergo Stamm-Organisation, Ergo Victoria, Ergo Pro sowie den Banken- und Kooperationsvertrieb. 2015 soll dann auch der Maklervertrieb in die EBV überführt werden.

Die Ergo Beratung und Vertrieb übernimmt damit innerhalb der Ergo alle vertrieblichen Aufgaben und Funktionen der Ausschließlichkeitsorganisationen sowie des Maklervertriebs und des Banken-/Kooperationsvertriebs. In Anbetracht der kurzen Zeitspanne kann ich vollumfänglich von einer gelungenen Umsetzung sprechen.

Der Banken- und Kooperationsvertrieb ist im Oktober in Ihren Verantwortungsbereich überführt worden. Welche Prioritäten wird Ihr Haus im Multikanalvertrieb künftig setzen?

Wir haben schon bei der Entscheidung für eine gemeinsame Leitung der angesprochenen Bereiche deutlich gemacht, dass wir hier ähnliche Anforderung haben und diese jetzt sehr viel konzentrierter umsetzen können. Hier sind sowohl prozessuale Aspekte gemeint als auch Fragen zu gemeinsamen Portal-Lösungen.

Spannend ist auch der Austausch unterschiedlicher Kompetenzen, die schon in den ersten Gesprächen zu sehr interessanten best-practice Ansätzen geführt haben, die jetzt umgesetzt werden sollen. Insgesamt ist mein Ziel, eher die Gemeinsamkeiten der Vertriebswege zu suchen, um dann fokussierter handeln zu können.

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Das Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) schreibt unter anderem die Senkung des Höchstzillmersatzes von 40 auf 25 Promille ab 1. Januar 2015 vor. Ihr Haus erklärte bereits, dass man vor diesem Hintergrund eine veränderte Verteilung der Abschlussund Bestandsprovisionen anstrebe. Was haben Ihre Vertriebspartner konkret zu erwarten?

Das Lebensversicherungsreformgesetzt schreibt die Senkung des Zillmersatzes von 40 auf 25 Promille vor, was wir selbstverständlich zum 1. Januar 2015 umsetzen werden. Das Gesetz sagt nicht direkt etwas zur Provisionshöhe, dennoch müssen wir die Auswirkungen auf die Provision prüfen. Wir wollen bis spätestens zur Einführung eines neuen Vergütungssystems in 2018 auf das LVRG reagieren.

Zu diesen Überlegungen sind wir mit den betroffenen Gruppen in Gesprächen. Ausmaß und Zeitpunkt der Anpassung befinden sich in Abstimmung, und auch die technische Umsetzung ist zu prüfen. Im Kern geht es dabei um eine veränderte Verteilung der Abschluss – und Bestandsprovisionen.

Wenn ein Lebensversicherungsvertrag bis zum vorgesehenen Laufzeitende besteht, gleicht eine höhere Bestandsprovision eine geringere Abschlussprovision aus. Bei vorzeitiger Kündigung wäre das nicht der Fall.

Seite zwei: Was droht dem klein- und mittelständischen Maklerbüro?

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