Pflegevorsorge: „Einfache Produktkonzepte und einfache Botschaften“

Biometrische Risiken abzusichern, gehört zum Kerngeschäft der Versicherer. Cash. sprach mit drei Experten der Assekuranz, wie die gesellschaftliche „Zeitbombe“ Pflege entschärft werden kann.

Von links: Dr. Rainer Reitzler, Münchener Verein; Dr. Walter Botermann, Hallesche Krankenversicherung und Dr. Stefan M. Knoll, DFV Deutsche Familienversicherung.

Cash.: Mehr als 2,6 Millionen Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig. Ungefähr genauso viele Menschen – rund 2,7 Millionen – haben heute eine private Pflegezusatzversicherung, inklusive Pflege-Bahr, abgeschlossen. Was entgegnen Sie Menschen, die vor diesem Hintergrund meinen: „Wer aufgrund früherer körperlicher Gebrechen davon ausgeht, pflegebedürftig zu werden, kümmert sich auch um eine Pflegeabsicherung?“

Dr. Walter Botermann, Vorstandsvorsitzender, Hallesche Krankenversicherung: Die Versicherer benötigen in ihrem Kollektiv einen Ausgleich durch Kunden, die keine Pflegeleistungen benötigen. Die 2,7 Millionen privat Zusatzversicherten und die 2,6 Millionen Pflegebedürftigen müssen gar nichts miteinander zu tun haben. Diese Übereinstimmung ist nur eine reine Zufälligkeit.

Dr. Rainer Reitzler, Vorstandsvorsitzender, Münchener Verein: Dem kann ich nur zustimmen – alles andere würde das Versicherungsprinzip ad absurdum führen. Jeder braucht eine Pflegeversicherung – vom Greis bis runter zu den ganz Jungen.

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Dr. Stefan M. Knoll, Vorstand, DFV Deutsche Familienversicherung: Herr Dr. Botermann hat recht. Die Zahlen erwecken wegen der zufälligen Übereinstimmung einen völlig falschen Eindruck und führen zu einer typischen Milchmädchenrechnung. In Wirklichkeit sind die heute Pflegebedürftigen nicht die, die bereits eine private Pflegezusatzversicherung abgeschlossen haben. Die maßgebliche Zahl ist, dass sich heute gerade mal 3,7 Prozent der Bevölkerung über eine private Pflegeversicherung zusätzlich abgesichert haben. Eine Vorsorgequote, die in einem Land wie Deutschland mit der hinter Japan weltweit zweitältesten Bevölkerung völlig unzureichend ist. Wenn künftig jeder dritte Mann und jede zweite Frau zum Pflegefall werden – und das sind keine Spekulationen, sondern schon heute harte Fakten –, wird die Dimension klar, um die es bei privater Pflegevorsorge wirklich geht. Pflege ist die große gesellschaftliche Herausforderung der nächsten Jahrzehnte.

Seite zwei: „Jeden Kunden ansprechen!“

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