Studie: Aktuare gefragt wie nie

Deutschlands Finanz- und Versicherungsmathematiker (Aktuare) sind so gefragt wie nie zuvor. Das hat eine aktuelle Studie mit dem Titel „Karriere, Entwicklung und Vergütung von Aktuaren 2014“ der Deutschen Aktuarvereinigung e.V. (DAV) und der Managementberatung Kienbaum ermittelt.

Rainer Fürhaupter, DAV: „In 2015 wird die Expertise der Aktuare besonders gefragt sein.“

„Die Studie belegt, dass das schwierige Mathematikstudium hervorragende Karrierechancen eröffnet. Und in den kommenden Jahren wird die Expertise von hochqualifizierten Aktuaren aufgrund der neuen europäischen Aufsichtsvorgaben für die Versicherungen gefragter sein denn je“, unterstreicht der DAV-Vorstandsvorsitzende Rainer Fürhaupter.

Weiteres Ergebnis der Untersuchung: Immer mehr Frauen entscheiden sich für den Beruf des Aktuars. Während in der Gruppe der über 50-Jährigen nur jeder achte Aktuar weiblich ist, sind es bei den 25- bis 35-Jährigen bereits 45 Prozent und bei den Berufseinsteigern fast 60 Prozent. Es gibt in Versicherungen zwischen männlichen und weiblichen Aktuaren ohne Führungsverantwortung, mit Diplom-/Masterabschluss, auf jeweils gleicher Hierarchieebene kaum Einkommensunterschiede.

Aktuare vermissen strukturierte Karriere- und Entwicklungsplanung

Eine deutliche Mehrheit der Aktuare (58 Prozent) ist mit ihrem Arbeitsverhältnis zufrieden, 31 Prozent sogar sehr zufrieden. Bestnoten gibt es für die Bereiche Arbeitsinhalte, die eigenständige Zeiteinteilung sowie das Fortbildungs- angebot der Arbeitgeber und die Arbeitsplatzsicherheit. Weniger zufrieden sind die Aktuare mit ihrer Work-Life-Balance und der Arbeitsbelastung, dem Führungsstil und der Kommunikation in ihren Unternehmen.

Personalentwicklung verbesserungswürdig

Nachbesserungsbedarf sehen die deutschen Finanz- und Versicherungsmathematiker besonders in den Personalentwicklungsprogrammen ihrer Firmen. Nur 30 Prozent der Studienteilnehmer erhalten vollständig und regelmäßig Feedback zu ihrer Leistung. Noch deutlich schlechter sieht es bei der persönlichen Entwicklung aus: Lediglich 20 Prozent bekommen eine regelmäßige und angemessene Rückmeldung zu ihren Fähigkeiten und Entwicklungsfeldern.

Von einer systematischen Nachfolgesicherung für abwanderungsgefährdete Spezialistenpositionen berichten nur 22 Prozent der Teilnehmer. Zudem bescheinigen 86 Prozent der Männer und 90 Prozent der Frauen ihren direkten Vorgesetzten, sie nicht ausreichend bzw. gar nicht in ihrer Entwicklung zu unterstützen.

„Führungsproblem in den Gesellschaften“

„Die Untersuchung zeigt eindrucksvoll auf der einen Seite ein erhebliches Führungsproblem in den Unternehmen, die damit Gefahr laufen, in Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels ihre Potenzialträger zu verlieren. Und zum anderen, welches Potenzial besteht, wenn ein sauberes Talent Management etabliert wird“, betont Kienbaum-Geschäftsführer Dr. Alexander von Preen.

Erhöhte Wechselbereitschaft

Die oftmals fehlenden Karriere- und Entwicklungsplanungen schlagen sich auch in einer gegenüber 2010 deutlich erhöhten Wechselbereitschaft nieder. Zwar ist das Gehalt für 26 Prozent der Aktuare weiterhin der wichtigste Wechselgrund, doch wird es von „interessanteren Arbeitsinhalten“ (21 Prozent) und „Entwicklungschancen“ (17 Prozent) fast eingeholt.

Die Bedeutung dieser Faktoren variiert aber bei einer geschlechtsspezifischen Betrachtung: Insgesamt nennen Frauen deutlich seltener materielle und Statusgründe als Motivation für einen Jobwechsel als Männer. Für sie stehen der Inhalt ihrer Arbeit und Arbeitsbedingungen im Vordergrund. Interessanterweise differenzieren die Wechselgründe bei Befragten, die tatsächlich ihren Arbeitgeber wechseln, erheblich von den Gründen, die Studienteilnehmer nennen, die einen Wechsel des Arbeitgebers planen: Die Höhe des Gehaltes rückt bei einer tatsächlichen Arbeitsplatzveränderung noch stärker in den Hintergrund.

Foto: DAV

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