Bafin prüft Banken und Versicherer wegen Mini-Zinsen strenger

Die Finanzaufsicht Bafin nimmt Banken und Versicherer wegen zunehmender Belastungen durch die Mini-Zinsen strenger unter die Lupe. Die Behörde durchleuchtet derzeit die Versicherer und kündigte am Dienstag einen Stresstest für kleinere Banken an.

„Sollten die Zinsen weiter so niedrig bleiben, werden wir auch mehr Unternehmen in aufsichtliche Manndeckung nehmen müssen“, kommentiert Bafin-Präsident Felix Hufeld die aktuelle Situation der  Versicherungsbranche.

Es sei absehbar, dass die deutschen Versicherer die schärferen europäischen Kapitalanforderungen („Solvency II“) nur mit erheblicher Anstrengung schaffen werden, sagte der neue Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), Felix Hufeld, in Frankfurt.

Hufeld: Branche als Ganzes widerstandsfähig

„Und sollten die Zinsen weiter so niedrig bleiben, werden wir auch mehr Unternehmen in aufsichtliche Manndeckung nehmen müssen.“ Das dürfte nach seiner heutigen Einschätzung mehr als zehn Institute betreffen. Hufeld warnte jedoch vor Spekulationen über eine drohende Insolvenzwelle in der deutschen Lebensversicherungsbranche: „Unser derzeitiges Gesamtbild zeigt eine Branche, die als Ganzes widerstandsfähig ist. Das gilt nicht für jedes einzelne Unternehmen.“

Auch die Geschäftsmodelle von Banken will die Aufsicht kritisch unter die Lupe nehmen. „Wir werden in Kürze unter den Banken, die wir nach wie vor direkt beaufsichtigen, erneut eine Niedrigzinsumfeld-Umfrage durchführen“, kündigte Hufeld an. Bankenaufseher Raimund Röseler ergänzte: „Das hat Stresstest-Charakter.“ Es werde aber im Gegensatz zum EZB-Test aus dem vergangenen Jahr keine Durchfaller geben.

Bafin fordert einheitliche Aufsichtspraktiken

Die Europäische Zentralbank (EZB) beaufsichtigt seit November die führenden Banken im Euroraum direkt. Die Bafin ist als nationale Aufsichtsbehörde gemeinsam mit der Deutschen Bundesbank für etwa 1.600 mittlere und kleinere Banken zuständig, vor allem für Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken.

„Die zum Teil sehr unterschiedlichen Aufsichtspraktiken in den Ländern des Euroraums müssen weiter vereinheitlicht werden“, sagte Hufeld. Allerdings: „Nur was gleich ist, sollte gleich reguliert werden.“

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Hufeld warnt vor Überregulierung 

Zugleich warnte der Jurist – auch beim Thema Verbraucherschutz – vor Überregulierung: Im Kern seien die diversen neuen Vorgaben sinnvoll. „Doch wenn wir Anbieter mit übersteigerten administrativen Anforderungen lähmen, lähmen wir damit auch die Versorgung mit Finanzprodukten. Den Schaden hätten dann auch die Verbraucher.“

Hufeld führt die Bafin seit dem 1. März. Zuvor war der 53-Jährige oberster Versicherungsaufseher der Behörde. Seine Vorgängerin Elke König verließ die Bafin, um die Leitung der neuen europäischen Behörde zur Abwicklung maroder Banken in Brüssel zu übernehmen.

Quelle: dpa-AFX

Foto: Bafin

 

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