Nach EZB-Entscheid: Anleger und Assekuranz schwer enttäuscht

Als die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstagnachmittag ihre neuesten geldpolitischen Entscheidungen verkündete, schwankten die Kurse kräftig – und fielen letztlich deutlich. Denn so mancher Anleger war von der EZB enttäuscht – so auch die Versicherungswirtschaft, wenngleich aus anderen Gründen.

„Die Europäische Zentralbank setzt ihr riskantes geldpolitisches Experiment fort, ohne Rücksicht auf gefährliche Konsequenzen“, ließ der Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Dr. Alexander Erdland, mitteilen. (Archiv-Bild)

Die EZB hat die Anleger mit ihren geldpolitischen Maßnahmen schwer enttäuscht. Vor allem die Details zur Ausweitung der gigantischen Anleihekäufe verfehlten die Erwartungen.

Dax ging steil auf Talfahrt

Der Dax ging steil auf Talfahrt und sackte zuletzt um 2,21 Prozent auf 10 943,11 Punkte ab. Damit rutschte der deutsche Leitindex wieder unter den viel beachteten 200-Tage-Durchschnittskurs, der als Gradmesser für den langfristigen Trend gilt. Dieser liegt derzeit bei 11 085 Punkten.

Der MDax fiel derweil um 1,39 Prozent auf 21 092,26 Punkte. Der Index mittelgroßer Unternehmen hatte erst am Dienstag ein Rekordhoch markiert. Der Technologiewerte-Index TecDax büßte 1,49 Prozent auf 1845,70 Punkte ein. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sackte um 2,01 Prozent ab.

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Die EZB senkte zwar den derzeit besonders bedeutsamen Einlagensatz von minus 0,2 Prozent auf minus 0,3 Prozent. Der eigentlich wichtige Leitzins, zu dem sich die Banken für eine Woche Zentralbankgeld leihen können, aber beträgt weiter 0,05 Prozent. Einem Händler zufolge hatten einige Marktakteure darauf spekuliert, dass auch der Leitzins gesenkt werde.

Versicherungswirtschaft zeigt sich tief bestürzt über EZB-Entscheid

Hingegen sehnt die Versicherungswirtschaft in Deutschland eine baldige Zinswende herbei. Eine weitere Absenkung des Leitzinses bleibt der Branche zwar vorerst erspart – doch eben auch nicht mehr: „Die Europäische Zentralbank setzt ihr riskantes geldpolitisches Experiment fort, ohne Rücksicht auf gefährliche Konsequenzen“, ließ der Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Dr. Alexander Erdland, mitteilen.

Seit Beginn ihres Ankaufprogramms im Frühjahr habe die EZB fast 540 Milliarden Euro am Anleihemarkt ausgegeben, so Erdland. Gleichwohl sei der erhoffte Preisanstieg ausgeblieben. Auch die heute verkündete Ausweitung des Programms in Kombination mit einer erneuten Senkung des Einlagezinses werde dies nicht nachhaltig ändern. „Steigen werden vor allem die Preise am Aktien- und Immobilienmarkt – zu Lasten der Ersparnisse von Gering- und Durchschnittsverdienern“, kritisierte Erdland.

Seite zwei: Talanx-Finanzvorstand spricht von „falscher Medizin“

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