Honorartarife: Viel Gerede um nichts oder Ruhe vor dem Sturm?

Es könnte aber auch umgekehrt sein. Mit Honorarberatung könnten sich bisherige Vermittler neu positionieren. Sich abgrenzen vom Schmuddel-Image der Branche. Sie könnten Kunden einfacher ansprechen, Transparenz leben. Das alles könnte eine große Last von den Schultern manch eines Vermittlers nehmen. Doch wenn er sich klar positionieren möchte, müsste der Vermittler zum Versicherungsberater werden.

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Als Folge dürfte er keine Provisionen mehr annehmen. Das würde bedeuten, dass seine Einnahmen aus Bestandsprovisionen von heute auf morgen entfallen. Kein vernünftiger Mensch würde leichtfertig so einen Schritt gehen. Und als Versicherungsmakler? Gewichtige Stimmen am Markt sagen, dass Versicherungsmakler Honorare vereinbaren dürfen, auch mit Privatpersonen. Andere Stimmen behaupten, dass Versicherungsmakler nur gewerbliche und freiberufliche Kunden auf Honorarbasis beraten dürfen.

Gesetzgeber muss den Honorar-Versicherungsberaters definieren

Da dürfe er tatsächlich ein Vermittlungshonorar nehmen, wenn er einen Honorartarif vermittelt. Aber nur dann. Wenn kein Vertrag zustande komme, gäbe es auch kein Vermittlungshonorar. Dann würde es sich nicht wirklich um Honorarberatung, sondern um Honorarvermittlung handeln. Das wäre nicht sonderlich interessant für Kunden.

Die nicht eindeutige Gesetzeslage trägt sicher dazu bei, warum sich Honorarberatung und damit Honorartarife nicht wirklich verbreiten. Um das zu ändern, ist Folgendes nötig: Gesetzliche Definition des Honorar-Versicherungsberaters, ähnlich dem Leitbild des Honorar-Finanzanlagenberaters. Provisionen dürfen angenommen werden, müssen aber voll an den Kunden weitergereicht werden. Und dazu muss das Provisionsabgabeverbot endgültig abgeschafft werden.

Dr. Mark Ortmann ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter des ITA Instituts für Transparenz. Der gelernte Bankkaufmann studierte Rechtswissenschaften und qualifizierte sich anschließend zum Fachanwalt für Steuerrecht. Nach seiner Doktorarbeit studierte er Finanzökonomie an der European Business School und qualifizierte sich zusätzlich zum Certified Financial Planner und zum Finanzplaner nach DIN-Norm.

Mehr Informationen zu den ITA-Studien: www.ita-online.info/studien.html

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