Zurich-Chef Martin Senn tritt zurück

Der Chef des schweizerischen Versicherungskonzerns Zurich nimmt nach den zahlreichen Problemen im Tagesgeschäft seinen Hut. Martin Senn trete mit sofortiger Wirkung zurück und werde das Unternehmen zum Jahresende verlassen, teilte Zurich am Dienstag mit. Verwaltungsratspräsident Tom de Swaan soll die Geschäfte übergangsweise leiten.

Martin Senn, Zurich, gibt sein Amt auf.

Auf die Strategie und Finanzziele habe der Wechsel an der Führungsspitze keine Auswirkungen. Senn stand für sechs Jahre an der Spitze des Managements. Über seinen Abgang wurde zuletzt bereits in der Presse spekuliert. „Wir mussten in den vergangenen Monaten einen Rückschlag einstecken, aber ich bin sicher, dass wir die richtigen Maßnahmen getroffen haben, um unsere Ziele zu erreichen“, sagte Senn laut Mitteilung. Er hatte im Mai das laufende Sparprogramm verschärft, um die hohen Kosten in den Griff zu bekommen. Analysten zeigten sich allerdings skeptisch, ob der Konzern das Ruder herumreißen kann.

Effizienzgewinne von einer Milliarde Dollar geplant

Bis 2018 soll der Umbau Effizienzgewinne von mindestens einer Milliarde Dollar liefern. Die Aktie des Konzerns hat im bisherigen Jahr rund 13 Prozent verloren und hinkt der Branche hinterher. Zuletzt hatte der Konkurrent der deutschen Allianz vor allem im Schaden- und Unfallgeschäft mit Problemen zu kämpfen, der Konzerngewinn brach im dritten Quartal ein. Vor allem das schwere Explosionsunglück in der chinesischen Hafenstadt Tianjin im August belastete das Unternehmen. Die Schadenversicherung war daraufhin von Juli bis September operativ in die roten Zahlen gerutscht.

Kostenreduktion auch in Deutschland

Probleme hat Zurich allerdings auch woanders: In den USA läuft es unter anderem in der Kfz-Versicherung nicht rund. In Deutschland baut der Konzern bis zum Jahr 2017 rund 500 von 5.500 Stellen ab. Die Kosten seien derzeit zu hoch, sagte Deutschlandchef Ralph Brand im Oktober dem Bonner „General-Anzeiger“. Die geplante Milliardenübernahme des britischen Rivalen RSA wurde zudem im September überraschend abgeblasen. Hierfür war Zurich dem Vernehmen nach bereit, rund 5,6 Milliarden britische Pfund (8 Milliarden Euro) hinzublättern, um sich in der Übernahmewelle auf dem britischen Versicherermarkt größer aufzustellen und unabhängiger vom Geschäft in den USA zu werden.

Finanzziele bleiben bestehen

Eigentlich war man sich zumindest in der öffentlichen Darstellung auch grundsätzlich einig: Der Verwaltungsrat der Briten zeigte sich bereit, den eigenen Aktionären den Deal zu empfehlen. Dann gingen die Gespräche aber doch ohne ein öffentliches Übernahmeangebot zu Ende – Zurich wollte sich den Angaben zufolge auf den Umbau der Problemsparte Schaden/Unfall konzentrieren. Die Finanzziele des Konzerns bleiben bestehen. Demnach soll die für die Jahre 2014 bis 2016 in Aussicht gestellte Eigenkapitalrendite gemessen am operativen Gewinn nach Steuern weiterhin 12 bis 14 Prozent erreichen.

Quelle: dpa-AFX

Foto: Zurich

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