„Über die Konsequenzen aufklären“

Die private Pflegevorsorge wird von vielen Deutschen vernachlässigt – zu Unrecht, sagen Dr. Gerd Sautter, Vorstand Württembergische Krankenversicherung AG und Rainer Gelsdorf, Geschäftsführer Württembergische Vertriebsservice GmbH.

Gerd Sautter (li.) und Rainer Gelsdorf: „Wer nicht selbst für den Pflegefall vorsorgt, überträgt die finanzielle Belastung unter Umständen auf seine Familie.“

Die Pflegeversicherung wird in mehreren Stufen reformiert. Immer häufiger ist jedoch der Vorwurf in Richtung Politik zu hören, dass diese in Sache Pflege nichts im Griff habe. Teilen Sie diese Sicht?

Sautter: Grundsätzlich ist es positiv, dass mit dem neuen Pfl egegesetz hinsichtlich der Pflegeleistungen etwas in Bewegung gekommen ist. So haben es zum Beispiel Demenzkranke und Menschen mit psychischen Erkrankungen künftig leichter, Leistungen der Pflegeversicherung zu erhalten. Eines der drängendsten Probleme ist jedoch der Personalmangel in Pflegeheimen. Dagegen vermag das Gesetz nicht viel auszurichten.

Welche Wünsche haben Sie als Anbieter einer Pflegezusatzversicherung an die Politik?

Sautter: Es ist wünschenswert, dass die Bundesregierung die Pflege weiter auf die mediale Agenda und damit stärker in das öffentliche Bewusstsein rückt. Die Bevölkerung sollte darüber aufgeklärt werden, dass das Sozialsystem lediglich eine Basisabsicherung darstellt – auch nach der Reform der Pflegepflichtversicherung.

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Nur wer zusätzlich privat vorsorgt, ist im Pflegefall optimal versorgt. Die Bundesregierung plant, dass der pflegebedingte Eigenanteil mit zunehmender Pflegebedürftigkeit nicht mehr ansteigen soll. Halten Sie das für umsetzbar?

Sautter: In der Tat stellt das neue Gesetz sicher, dass der Eigenanteil bei einer Unterbringung in einem Pflegeheim unabhängig vom jeweiligen Pflegegrad gleich hoch ist. Dies ist sehr zu begrüßen. Diskussionen über eine Höherstufung im Pflegegrad werden dadurch entschärft. Allerdings hat der Eigenanteil der Pflegebedürftigen in der Vergangenheit immer weiter zugenommen. Trotz der Absicht der Bundesregierung lässt sich diese Entwicklung meines Erachtens auch nicht grundsätzlich stoppen. Vor dem Hintergrund der stetig wachsenden Zahl an Pflegebedürftigen und den zu erwartenden steigenden Pflegekosten wird die Begrenzung des Eigenanteils über das Umlageverfahren ohne signifi kante Beitragserhöhungen nicht dauerhaft zu finanzieren sein – ein weiterer Grund, zusätzlich privat vorzusorgen.

Seite zwei: „Für viele Menschen ist Pflegebedürftigkeit ein Tabu-Thema“

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