Roundtable: „Die Politik betreibt seit Jahren Greenwashing“

Passiert diese Aufklärung in ausreichendem Maße?

Sachau: Bei uns ja, da wir auf ethisch-ökologische Finanzanlagen spezialisiert sind. Unsere Kunden müssen wir nicht mehr dafür sensibilisieren. Ihnen ist das Thema ohnehin wichtig und wir wollen im ethisch-ökologischen Bereich auch gar keine Vorgaben machen. Unsere Aufgabe ist eine ganz andere.

Wenn 90 Prozent der Menschen das Thema Klima wichtig finden, müssen wir dafür sorgen, dass es beispielsweise in guten Altersvorsorgeprodukten oder in guten Hausrat- oder Haftpflichtprodukten seinen Niederschlag findet. Die Nachfrage nach nachhaltigen Finanzprodukten ist eindeutig da. Aus meiner Sicht hinkt aktuell aber die Produktseite noch ein bisschen hinterher.

 

Jan Sachau (ecoplanfinanz)

de Bruijn-van der Gaag: Es ist interessant, dass Sie es als entscheidenden Faktor im Wettbewerb sehen. In der Baufinanzierung ist es gar kein Thema. Wir sprechen es derzeit an und insbesondere unsere Vermittler haben ein wachsendes Interesse daran, was uns durchaus überrascht hat. Schließlich ist das Thema, wenn es um den Immobilienkauf geht, bei den Kunden viel weniger existent.

Sachau: Eine große Herausforderung aktuell ist, den Menschen klarzumachen, dass Nachhaltigkeit auch ein Thema für Finanzen ist, und zwar vollumfänglich, von ganz klein bis zur großen Finanzierung oder bis zur großen Anlage. Auch müssen wir immer wieder betonen, dass Investments in nachhaltige Themen keineswegs ökonomisch nachteilig ist, ganz im Gegenteil.

Roß: Zu diesem Ergebnis kommt auch die Studie. 15 Prozent der 18- bis 35-Jährigen würden ausschließlich nachhaltige Produkte in der Geldanlage wählen. Nur wenn eine erheblich höhere Rendite winkt, griffen sie doch wieder eher zu einem konventionellen Produkt.

Sachau: Viele Studien belegen mittlerweile, dass mittel- bis langfristig alle Anlagen, die ESG-Kriterien berücksichtigen, mindestens genauso gut oder besser abschneiden als Anlagen aus dem konventionellen Bereich. Ein vernünftiges Finanzkonzept muss also auf jeden Fall auch aus ökonomischen Gründen nachhaltig sein.

Waller: Darüber hinaus spielen aber auch die Emotionalität und auch das Markenbewusstsein eine große Rolle. Über beides lässt sich eine ganz andere Kundenbindung erreichen. Das gilt sowohl für die Beratung als auch für den Produktverkauf. Gerade die Bedeutung der Markenwahrnehmung ist dabei nicht zu unterschätzen.

 

Seite 3: Der Kunde will nicht, dass sein Geld in zweifelhafte Quellen fließt

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